FAQ 2

Wie verhindere ich, dass ein Selbstklimmer zum Nachbarn oder auf’s Dach (in die Dachkonstruktion) wächst?

Antwort 1

Normalerweise mit der Schere… und ohne geht es auf Dauer auch nicht!

I.d.R resultiert der häufige Wunsch, selbstklimmenden Fassadenbewuchs auf bestimmte Flächen einzugrenzen, aus der Wahl zu starkwüchsiger Arten. Insbesondere Efeu und Wilder Wein, seltener Trompetenwinden (Campsis), überwachsen binnen einiger Jahre auch die größeren Außenwände mehrgeschossiger Gebäude. Um so eher und öfter tritt an kleineren Häusern mit kleineren Außenwandflächen Schnittbedarf ein.

Wird dieser ignoriert, gibt es Störungen an Jalousien, zwängen sich Triebe unter und in die Dachkonstruktion oder (z.B. bei Reihenhäusern) es wird gar das Nebenhaus bewachsen. Mitunter eilt dann der Nachbar zum Anwalt, um ein paar Haftorgane „wegklagen“ zu lassen…
Alles das sind eigentlich vorhersehbare und vermeidbare Schwierigkeiten, aber oft wird erst nach Lösungen gesucht, wenn sie tatsächlich vorliegen. Manch einer nimmt solche Vorfälle eben erst ernst, wenn sie ihn selbst fühlbar treffen – z.B. am Portemonnaie. Dann wird verspätet geschnitten, die freigelegte Fläche hängt voll mit Resten von Haftorganen, und die Begeisterung für die begrünte Fassade ist erst mal ziemlich gedämpft.
Sehr oft sind aber auch (z.B. ältere) HausbesitzerInnen nicht in der Lage, jährlich in größerer Höhe Schnittmaßnahmen selbst durchzuführen und ggf. sind sie dabei auch auf professionelle Hilfe angewiesen. Was der jüngere Heimwerker „irgendwie“ in nicht ganz einem Tag schafft, kann mit professionellen Mitteln (z.B. Hubarbeitsbühneneneinsatz) durchaus einen drei- bis vierstelligen Eurobetrag kosten. …. und das i.d.R. etwa jährlich!

Um so verständlicher, dass immer wieder nach Lösungen für dieses Problem gesucht wird.
Ich möchte hier drei verschiedene Lösungsansätze vorstellen, die zwar alle nicht perfekt sind, aber teilweise durchaus zur Entschärfung des Problems beitragen können.
Die erste Variante ist die meistdiskutierte, aber m.E. unsinnigste. Die zweite würde ich persönlich, z.B. als Reihenhausbesitzer, zur seitlichen Eingrenzung bevorzugen und die dritte bietet sich insbesondere für Schnittmaßnahmen in großer Höhe, z.B. unter einem Dachüberstand, an.

1. Fassade glätten, bzw. „superglatt“ bekleiden

In Wuchsrichtung vor allen sensiblen Bereichen könnte die Fassade so glatt gestaltet werden, dass der Bewuchs auf einem ausreichend breiten oder hohen Streifen keinen oder nur sehr schlechten Halt findet. Das könnte z.B. mit Kacheln, (Kupfer)Blech, Glas oder Kunststoffplatten erreicht werden. Dabei müssten Fugen und Fugenanteil extrem klein gehalten werden. Dichtigkeit gegen Hinterwachsen wäre zwingend erforderlich.
Das größte Problem dieser Lösung ist die Optik, ggf.auch die Bauphysik. I.d.R. kostet es etliches, sich seine Fassade(n) mit solchen „Sperrbändern“ zu verschandeln. Nur selten, und dann vorzugsweise bei Neubauten könnte ich mir optisch ansprechende Ausführungen vorstellen. Außerdem lösen sie das Problem nur scheinbar, denn sie können natürlich das Pflanzenwachstum nicht unterbinden. Nachwachsende Triebe erreichen die Sperre und kippen aufgrund fehlenden Haltes nach vorn, bzw. unten. Es bildet sich ein Überhang, der ggf. Verkahlung auslöst, zu einem Teilabriss führt, oder sogar langsam nach oben (zur Seite) wächst und die Sperre dadurch für einzelne Triebe überwindbar macht.
Kurz: Eine Sperre in Form z.B einer glatten Verkleidung macht nur dann Sinn, wenn die durch sie am Haften gehinderten Triebe regelmäßig entfernt werden. Am Ende steht doch wieder regelmäßig jemand mit der Schere in der Hand auf einer Leiter – vielleicht sogar ebenso oft, wie ohne eine solche Sperre.

2. Kante als Wuchsbremse

Bekanntermaßen wachsen alle Selbstklimmer mit lichtfliehender Orientierung. Sie wachsen also bevorzugt dort, wo die Unterlage (Wand) weniger belichtet ist. Ihre Triebe streben z.B. in Innenecken neben Lisenen empor oder folgen der Unterkante einer Fensterbank.
Bringt man ähnliche Kanten dort an, wo man den Bewuchs aufhalten will, erzielt man immerhin eine Bremswirkung weil dadurch i.d.R. erst einmal die Wuchsrichtung geändert wird.
Die einfachste Methode, eine geeignete Kante zu realisieren, ist das Aufschrauben eines L- oder T-Profils auf die Fassade. Im Prinzip funktioniert ein Holzbalken, aber ich würde ein GFK-T-Profil wählen. Die abstehende Kante sollte dabei mindestens 5 cm hoch sein und natürlich muss die Fuge zur Wand hin abgedichtet werden.
Auch diese Lösung befreit nicht von regelmäßigen Schnittmaßnahmen, ist aber wesentlich weniger aufwändig und i.d.R. kein großes gestalterisches Problem. Metall- oder GFK-Profile lassen sich farblich gestalten (oder anpassen) und entlang der Kante können zuverlässig gerade Schnitte ausgeführt werden. Zwar ist die Gefahr, dass eine schmale Kante in recht kurzer Zeit überwachsen wird, höher als bei einer breiten Sperre, aber die o.a. Vorteile machen m.E. diesen Nachteil wett.

3. Fest installierte Schnitteinrichtung

Zu dieser Variante liegen bisher keine praktischen Erfahrungen vor. Sie erscheint dennoch überlegenswert.
Ein Schnittmechanismus, bestehend aus Schneidrolle, Führung und Schneidkante (ähnlich z.B. einer entsprechenden Papierschneidemaschine) wird entlang der gewünschten Wuchsgrenze fest installiert. Der Antrieb kann per Seilzug von Hand oder elektrisch erfolgen. Die Technik selbst ist im Prinzip nicht aufwändiger, als z.B. ein guter Torantrieb.
Verwendet man ein geeignetes Führungsprofil für den Schlitten der Schneidrolle(n), kann dieses in die Fassade eingelassen werden und man erreicht eine recht unauffällige Lösung. Die Durchführung jedes einzelnen Schnittes ist mit sehr wenig Aufwand verbunden und lässt sich obendrein problemlos automatisieren. Dann stört es auch nicht, wenn wöchentlich oder noch häufiger geschnitten wird, so dass dabei keine beachtenswerten Schnittgutmengen anfallen.

Wenn der eingegrenzte Selbstklimmer (insbesondere ein älterer Haftwurzelkletterer) mit der Zeit ein immer dickeres Pflanzenpolster bildet, können daraus evtl. weiter von der Wand abstehende Triebe den Schnittmechanismus „überspringen“.
Gänzlich ohne Schnitte von Hand wird also auch eine solche Einrichtung auf Dauer nicht zuverlässig funktionieren. Mindestens für selbstklimmenden Wilden Wein dürfte sie dennoch (je nach Bedarf) eine wirksame Hilfe darstellen und das „Schnittproblem“ sehr wirksam mindern.