Hydrangea anomala ssp. petiolaris

Kletterhortensie

Die Kletterhortensie stammt aus den Küstenregionen Ostasiens, vor allem Korea, Taiwan und Japan. Sie erfreut sich zunehmender Beliebtheit und gehört inzwischen zum Standardsortiment der Baumschulen.

Fassadenbegrünung mit Kletterhortensie und Lonicera henryi im Vollschatten mit lichtem "Rankgitter" (Polygrün) als Kletterhilfe.

Fassadenbegrünung mit Kletterhortensie und Lonicera henryi im Vollschatten mit lichtem "Rankgitter" (Polygrün) als Kletterhilfe.

Hydrangea anomala ssp. petiolaris ist ein sommergrüner Haftwurzelkletterer und benötigt daher eigentlich keine Kletterhilfe. Die Literatur empfiehlt jedoch für größere Pflanzen eine entsprechende Abstützung. In dieser Frage dürfte die Oberflächenstruktur der Fassade maßgeblich sein. Ich kenne Exemplare, die auf rauhem festen Untergrund ohne Kletterhilfe bei rund 10 m Höhe scheinbar sicher haften, aber auch Fälle, wo sich auch kleinere Pflanzen komplett von der Wand gelöst haben und abgekippt sind.
Mindestens an windexponierten Standorten empfehlen sich also stützende Kletterhilfen (vorrangig horizontal strukturiert) – insbesondere vor glatteren Wänden. Die Installation solcher Kletterhilfen begünstigt zusätzlich eine erfolgreiche Zupflanzung anderer Kletterpflanzen. Das Bild links zeigt eine Kombination der Kletterhortensie mit dem immergrünen Geißblatt (Lonicera henryi – Schlingpflanze), die grundsätzlich nur vorgenommen werden sollte, wenn eine Kletterhilfe vorhanden ist.


Wenn dies nicht der Fall ist, sollten nur leichte und angemessen wüchsige Rankpflanzen (vorzugsweise Clematis) mit Kletterhortensien kombiniert werden. Dabei ist es günstig abzuwarten, bis die Kletterhortensie sich etabliert und einen räumlichen Wuchs (abstehende Zweige wie im Bild oben, linke Hälfte) entwickelt hat. Unter diesen Voraussetzungen gehört die Kombination Kletterhortensie-Clematis zu den pflegeleichteren und erfolgversprechenderen Variationen der meist eher kritischen Zusammenpflanzung verschiedener Kletterpflanzen.

Wie bei Efeu bilden sich durchgängig Haftwurzeln entlang der jungen Triebe.

Haftwurzelbildung der Kletterhortensie an dauerschattigen Standorten - regelmäßig auf grauer, fast ausbleibend auf weißer Fläche.

Haftwurzelbildung der Kletterhortensie an dauerschattigen Standorten - regelmäßig auf grauer, fast ausbleibend auf weißer Fläche.

Allerdings ist dies bei der Kletterhortensie (und damit ihre Haftung) offenbar auch von Lichtverhältnissen abhängig. Deutlicher als bei Efeu erkennt man bei ständig diffusem Licht Unterschiede in der Anzahl gebildeter Haftwurzeln in Abhängigkeit von der Helligkeit des Untergrundes.

Auf sehr hellem, ständig schattigem Untergrund bildet die Kletterhortensie abschnittweise unregelmäßig bis keine Haftwurzeln.

Auf sehr hellem, ständig schattigem Untergrund bildet die Kletterhortensie abschnittweise unregelmäßig bis keine Haftwurzeln.


Auf schattigen (sonnenabgewandten) Wänden und Mauern haften Kletterhortensien (und auch andere Selbstklimmer) daher um so weniger, je heller die Fläche gestaltet ist.

Die gegenständigen, etwa eiförmig spitzen Blätter der Kletterhortensie sind dunkelgrün und färben sich im Herbst gelb. Juni bis Juli erscheinen kleine weißliche Blüten auf einer flachen Dolde von bis zu 25 cm Durchmesser am einjährigen Holz. Für Schnittmaßnahmen empfiehlt sich daher die Zeit direkt nach der Blüte. Blütezeit ist je nach Lage Mai/Juni bis Juni/Juli.

Blütendolden von Hydrangea anomala ssp. petiolaris, Kletterhortensie

Blütendolden von Hydrangea anomala ssp. petiolaris, Kletterhortensie

Der Kletterhortensie wird allgemein ein Wachstum von weniger als 10 m nachgesagt. Die “ FLL-Richtlinie“ nennt 10 bis 15 m Wuchshöhe. Diese Angabe erscheint zutreffend. Allerdings dauert es oft etliche Jahre, bis solche Größe erreicht wird.
Die Wüchsigkeit ist in den ersten Standjahren gering, später ziemlich hoch (bis etwa 1 m/Jahr). Über die Ausbreitungsform liegen mir keine Erkenntnisse vor; sie scheint maßgeblich von bauseitigen Strukturen abhängig zu sein.

Der Triebdurchmesser von Kletterhortensien liegt angeblich bei etwa 10 cm am Wurzelhals. Dies erscheint mir im Vergleich zu anderen Wuchsmerkmalen relativ wenig; ich halte ggf auch größere Dimensionen für wahrscheinlich. Das Flächengewicht von Hydrangea anomala ssp. petiolaris ist bisher nicht untersucht worden. Es dürfte jedoch – wegen des Laubabwurfes – kleiner anzusetzen sein, als bei Efeu und zwischen 0,2 und 0,3 kN/m² liegen.
Negativer Photropismus ist – wie bei allen Selbstklimmern zu erwarten – ausgeprägt entwickelt. Daher ist die Verwendung vor Fassaden mit offenen Fugen ausgeschlossen. Ob die Kletterhortensie für die Begrünung von Vollwärmeschutz-Systemen in Frage kommt, ist im Einzelfall zu prüfen. Ich tendiere dazu, hiervon ebenfalls abzuraten.

Prinzipiell sollte die Übergrünung von Holzschalungen oder Holzfachwerk mit Selbstklimmern unterlassen werden. Die Begrünung glatter Flächen, z.B. Keramik, Naturstein, beschichteter Beton und aller Metalle ist auf Dauer nicht möglich – der Halt durch Haftwurzeln ist unzureichend.
Die Lebenserwartung von Hydrangea anomala ssp. petiolaris beträgt deutlich über 50 Jahre.