Aristolochia

Pfeifenwinde, Osterluzei – eine Blattschmuckpflanze für die Fassadenbegrünung

Schlingende Kletterpflanze, mittlere Wuchshöhe, leicht, winterhart, geringer Lichtanspruch, schindelartige Belaubung.

Die kletternden Aristolochia-Arten haben in letzer Zeit viele Liebhaber gefunden. Der gebräuchliche deutsche Name „Pfeifenwinde“ leitet sich aus der Blütenform her, die einer Tabakspfeife ähnelt. Der Name „Osterluzei“ ist für diese schlingenden (linkswindenden) Kletterpflanzen weniger gebräuchlich, obwohl er ursprünglich eine auch in wärmeren Gegenden Deutschland anzutreffende (ausgewilderte) strauchartige Heilpflanze (Aristolochia clematitis) benennt.

Aristolochia macrophylla schindelartige Blattanordung

Aristolochia macrophylla schindelartige Blattanordung

Die in Westeuropa im Freien ausdauernden und kletternden Aristolochien stammem aus Nordamerika. Vor allem Aristolochia macrophylla (Einfuhr 1783, auch als Aristolochia durior bekannt) ist eine attraktive, meist hellaubige Blattpflanze. Die großen herzförmigen Blätter (manche davon werden etwa 30 cm lang) liegen wie Schindeln übereinander und stellen damit einen „lehrbuchmäßigen“ Fassadenschutz dar.

Blüten von Aristolichia macrophylla (A. durior) bilden sich erst an älteren Exemplaren und liegen unter dem Blattwerk verborgen. Sie sind relativ klein und farblich – abgesehen von einer dunklen Umrandung des Blütentrichters – eher unauffällig.
Man kann die Blüten aller Aristolochia-Arten nicht gerade als duftend oder wohlriechend bezeichnen. Mit ihrem Geruch (ähnlich Aas, Kot) locken sie Fliegen an, die in dem tiefen Blütenkelch gefangen werden indem sich die Blüte auf Kontaktreize hin schließt. In Panik leistet die eingeschlossene Fliege gründliche Bestäubungsarbeit. Zwar öffnet sich die Blüte nach einiger Zeit wieder, aber mancher unfreiwillige Bestäuber hat sich – insbesondere nach mehrfachem „In-die-Falle-tappen“ – zwischenzeitlich endgültig verausgabt.

Fassade mit Pfeifenwinden und Knöterich

Fassade mit Pfeifenwinden und Knöterich

Ich persönlich habe den Geruch blühender Pfeifenwinden im Freien bisher nicht als störend empfunden. Wer aber gegenüber Gerüchen sensibel ist, sollte u.U. (z.B. bei Verwendung der Pflanze in Fensternähe, zum Bewuchs einer Laube oder dicht an einem Freisitz) vorher mal an einem blühenden Exemplar schnuppern.
Die Früchte der Pfreifenwinden sind gurkenähnlich und bei Aristolochia macrophylla bis etwa 10 cm lang. Die Fruchtbildung ist in Westeuropa allerdings sehr selten – über Verwendungsmöglichkeiten der Früchte liegen mir keine Informationen vor.

Aristolochia macrophylla, bzw. Aristolochia durior (Bild) ist inzwischen überall im Handel erhältlich. Die kleinere Aristolochia tomentosa ist weniger gebräuchlich und die nur etwa 4 m hohe Aristolochia moupiensis wird scheinbar in Deutschland überhaupt nicht angeboten. Beide letztgenannten Pfeifenwinden entwickeln deutlich kleinere Blätter.
In botanischen Gärten kann man weitere Arten bewundern – z.B. Aristolochia gigantea aus Südamerika mit bis zu 1 m großen violettfarbenen Blüten.

Aristolochia macrophylla ist stark wüchsig und wird etwa acht bis zehn (ggf auch bis etwa 12) Meter hoch. Die schlankere, langsamer wachsende A. tomentosa erreicht etwa sechs Meter. Der Triebdurchmesser am Wurzelhals liegt bei 10 cm bzw. nur 5 cm.

Als Kletterhilfe für eine Pfeifenwinde eignen sich vertikal orientierte Strukturen mit horizontalem Abstand ab 25 cm. Wie bei allen Schlingpflanzen, verbesseren horziontal angeordnete Profile (Drähte/Seile/Stäbe/Latten) den Halt von Pfeifenwinden nur bedingt und sollten daher anzahlmäßig auf das technisch oder gestalterisch nötige Maß begrenzt werden. So stellt für die starkwüchsige Aristolochia macrophylla (A. durior) ein Gitter mit bis zu 60 cm Feldhöhe und bis 40 cm Feldbreite eine geeignete Kletterhilfe dar.

Aristolochia macrophylla wird als stark schlingend bezeichnet. Daraus kann Deformation oder Auslenkung der Kletterhilfen resultieren, die häufig zu unkalkulierbaren Spannungsverhältnissen (und Lastmaxima) führen.

Detail: Aristolochia macrophylla (A. durior) an geeigneter Kletterhilfe

Detail: Aristolochia macrophylla (A. durior) an geeigneter Kletterhilfe

Die Literatur macht keine Angaben zum Phototropismus. Lichtfliehende Orientierung einzelner Triebe erscheint jedoch wahrscheinlich. Aufgrund Wüchsigkeit und Größe sollte Aristolochia macrophylla nicht vor Fassadenbekleidungen mit offenen Fugen vorgesehen werden. Aristolochia tomentosa kann allerdings zur Begrünung solche Fassaden eingesetzt werden, sofern ein gewisses Maß Kontrolle und Pflege gesichert ist.
Die Lebenserwartung von Aristolochia macrophylla und Aristolochia tomentosa (und deren Sorten) wird auf 50 bis 100 Jahre geschätzt.

An zu trockenen Standorten, bzw. sehr sonnigen Standorten (Südfassaden) steigt die Gefahr eines Befalls mit Milben (Panonychus ulmi) der zu Blattverlust führt.

Die gesamte Pflanze, vor allem aber Wurzeln und Samen der Aristolochiaceae (Osterluzeigewächse) enthalten – je nach Art in verschiedenem Maße – Aristolochiasäure und gelten als giftig bis stark giftig. (Dieser Hinweis bedeutet allerdings nicht, dass daraus ein beachtenswertes Risiko für menschen (speziell Kinder) resultiert. Selbst stark giftige Kletterpflanzen sind in den Statistiken der Giftnotrufzentralen völlig unauffällig.)
Eine Vergiftung würde sich durch Erbrechen und Magen- und Darmbeschwerden in Verbindung mit sinkendem Blutdruck und beschleunigtem Puls äußern. Ich weise hier auch darauf hin, dass tatsächliche und ernsthafte Vergiftungen durch Verzehr von Kletterpflanzenteilen nicht zu befürchten sind. Das gilt für kletternde Aristolochien erst recht, da es i. d. R. nicht zur Fruchbildung kommt und wer isst schon stinkende Blüten? Dementsprechend sind m.W. bisher keinerlei Vergiftungsfälle durch Aristolochia bekannt.

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