Celastrus orbiculatus und Celastrus scandens

Baumwürger – robuste Kletterpflanzen für begrünte Fassaden

Starkwüchsige Schlingpflanze für mittlere bis große Höhen, halbschattige bis sonnige Standorte, winterhart, Beerenbehang.

Die Celastrus-Arten stammen überwiegend aus China und zum kleineren Teil aus Nordamerika. Die deutschen Baumschulen bieten bevorzugt Celastrus orbiculatus (Einfuhr 1860) und den etwas kleineren Celastrus scandens (Gemeiner Baumwürger, Einfuhr 1736) an. Weitere, ebenfalls kleinere Arten, z.B. Celastrus. hookeri und Celastrus angulatus gehören wohl eher zum Sortiment amerikanischer Baumschulen.
Alles Celastrus Arten gelten als sehr robust. Laub und Blüte sind eher unauffällig, aber mit ihrer gelben Herbstfärbung und lang anhaftenden Samen setzen diese Kletterpflanzen bis in den Winter hinein optische Akzente. Allerdings ist Celastrus zweihäusig; die Bildung der leuchtend roten Samen erfordert also mindestens zwei Pflanzen (verschiedenen Geschlechts) in räumlicher Nähe.

Celastrus scandens - Baumwürger; Fruchtstand

Celastrus scandens – Baumwürger; Detail Fruchtstände

Celastrus orbiculatus ist sehr starkwüchsig und wird laut Literaturangaben um 12 bis 15 m hoch. Celastrus scandens erreicht 6 bis 8 m Höhe. Der Triebdurchmesser am Wurzelhals eines ausgewachsenen C. orbiculatus liegt zwischen 15 und 20 cm, bei C. scandens vermutlich zwischen 10 und 15 cm.
Bei derartigen Dimensionen sollte der Einsatz dieser Pflanzen ausreichend vorbereitet werden. Nicht nur das relativ schon sehr hohe Pflanzengewicht an sich ist zu berücksichtigen, sondern auch der Umstand, dass alle derart triebstarken Kletterpflanzen durch den Druck ihres Dickenwuches erhebliche Kräfte entwickeln. Sie können damit z.B. tonnenschwere Lasten, z.B. Dachstühle heben.
Diese Fähigkeit ist bei Pflanzen bekanntlich nichts Ungewöhnliches, nur wirkt sie bei Gehölzen, die sich selber tragen und meist ausreichend abseits von Bauwerken stehen, nur gelegentlichb und vorrangig unterirdisch auffällig. Jeder kennt Beispiele für Wurzeldruck, der sich z.B als Buckel in befestigten Wegen äußert, Kellerwände oder Fundamente reissen lässt oder im Gebirge Felsbrocken zum Absturz bringt. Tatsächlich führt jedes behinderte Dickenwachstum von Pflanzen – also auch das oberirdische – zu Druck, bzw. Gegendruck.
Entprechend üben alle wachsenden Kletterpflanzen oberirdisch Druck auf alles aus, was ihren Dickenwuchs punktuell oder flächig behindert. Direkt am Bauwerk sind dies alle sie irgendwie einengenden Gebäudeteile oder sonstige Einrichtungen. Speziell lichtfliehend wachsende Pflanzen werden oft in ihrem Dickenwuchs behindert, denn ihre Jungtriebe wachsen zielstrebig in Fugen, Risse und sonstige Zwischenräume hinein, ohne deren Enge zu „bedenken“.

„Baumwürger“ sind kein Sonderfall – auch andere würgen ihre Träger!

Bei Gerüstkletterpflanzen hängt die Häufigkeit behinderten Dickenwuches von der Ausprägung einer eventuellen negativ phototropen Wuchsorientierung und von der Kletterform ab. Schlingpflanzen werden immer durch ihre Unterlage am Dickenwuchs nach innen hin behindert und üben Druck auf diese aus. Das bekommt denen meist nicht gut und genau deswegen heisst Celastrus auf deutsch „Baumwürger“. Tatsächlich würgen etliche andere schlingende Kletterpflanzen, bzw „Lianen“ ihre Unterlage vergleichbar, egal ob Baum, Strauch oder von Menschen gebaute Kletterhilfe. Auch gegenüber sich selbst sind sie in Ihrem Streben nach notwendiger Triebdicke rücksichtlos. Wenn sich ihre Sprosse gegenseitig umwinden, behindern sie sich dabei selbst – ggf. bis zur Selbsterdrosselung. In der Regel stirbt dabei der innere, meist ältere Trieb ab.

Aufgrund der für Kletterpflanzen in unseren Breiten beachtlich großen Triebdurchmesser der hier zur Fassadenbegrünung verwendeten Celastrus Arten werden sie (wie auch Wisteria und besonders kräftige Actinidia- und Fallopiaarten) den „Starkschlingern“ zugerechnet, deren Kletterhilfen entsprechend der besonderer Anforderungen konstruiert werden sollten (Vergleiche: Ausführungen über Kletterhilfen unter ‚Fassadenbegrünung – Konstruktionen‚)
Für die dauerhafte Fassadenbegrünung mit Celastrus-Arten sind die Kletterhilfen also nicht nur entsprechend der üblichen Vertikal- und Horizontallasten zu dimensionieren, sondern Kletterhilfen, Pflanzung und spätere Schnittmaßnahmen sind so auszuführen, dass Dickenwuchs zumindest keine Beschädigungen der Befestigung, der Fassade oder dieser vorgesetzten Einrichtungen bewirken kann. Biegesteife Kletterhilfen mit soliden Querverstrebungen sind hier eindeutig vorteilhaft. Kritisch sind insbesondere solche Seilkonstruktion, an denen durch pflanzenverursachten Kräfte „Flaschenzugeffekte“ auftreten können.

Als Kletterhilfen für den Baumwürger eignen sich bevorzugt steife und/oder ausgesteifte, vornehmlich vertikal orientierte Strukturen mit horizontalem Abstand ab ca. 30 cm. Versteifende Querstreben sind unter dem Aspekt wuchsgerechter Konstruktion zwar nur in größeren Abständen erforderlich, solltern aber aus statischen Gründen in Abständen < 60 cm vorgesehen werden.

Angaben zum Phototropismus der Celastrus-Arten liegen nicht vor; eine lichtfliehende Orientierung einzelner Triebe kann aufgrund einzelner Beobachtungen keinesfalls ausgeschlossen werden und wird von mir für sehr wahrscheinlich gehalten.

Aufgrund Wüchsigkeit und des beachtlichen Dickenwuchses sollte Celastrus keinesfalls vor Bekleidungen mit offenen Fugen vorgesehen werden und von entsprechend sensiblen Bereichen eines Bauwerkes prinzipiell ferngehalten werden.

Fassadenbegrünung - Celastrus scandens; Baumwürger an Polygrün-Kletterhifen

Celastrus scandens an Polygrün- Kletterleiter (veraltete Ausführung) Foto 04.2007

Leittrieb eines Celastrus (Baumwürger) am GFK-Rohr, Kletterhilfe, Polygrün Fassadenbegrünung, Kletterpflanzen D = 26 mm

Jüngerer Leittrieb von Celastrus (Baumwürger) am GFK-Rohr D = 26 mm als Zuleitung in eine höher hängende Polygrün Kletterhilfe

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 
Die Lebenserwartung der Celastrus-Arten beträgt wahrscheinlich etliche Jahrzehnte, ggf.auch mehrere Jahrhunderte.

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