Ausführliche Schriftfassung des Vortrages von T. Brandwein zum 2. FBB-Symposium Fassadenbegrünung in Frankfurt am Main am 29.09.09
Inhaltsübersicht
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Von der „traditionellen“ zur „innovativen“ Fassadenbegrünung
- Anmerkungen zur Historie
- Aktuelle Methoden
- Anmerkungen zur Historie
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Wie stellt sich „erfolgreiche Fassadenbegrünung“ dar?
- Aufwand, Nutzen, Preiswürdigkeit
- Sparen und Erfolgsaussichten (Beispiel)
- Aufwand, Nutzen, Preiswürdigkeit
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Allgemeine Empfehlungen zur erfolgreichen Realisierung
- Motivation – Werbung, Information, repräsentative Beispiele
- Qualitätssicherung
- Förderung – Dauerhaftigkeit begünstigen
- Motivation – Werbung, Information, repräsentative Beispiele
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Details zur erfolgreichen Realisierung „traditioneller“ Fassadenbegrünungen
- Planungsaspekte
- Kletterpflanzen
- Fassaden – Wandkonstruktionen
- Kletterhilfen und Wandbefestigung
- Planungsaspekte
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Prinzipielle Betrachtung traditioneller und neuerer Fassadenbegrünungen hinsichtlich erfolgreicher Realisierung
Ich danke für die Gelegenheit, im Rahmen dieser interessanten Veranstaltung zum Thema „Fassadenbegrünung“ zu sprechen.
Ich möchte ihnen hierzu einen Einblick aus der Perspektive eines Praktikers vermitteln, der von den großen Potenzialen der „vertikalen Gärten“ überzeugt ist, aber feststellen muss, dass es an ihrer tatsächlichen praktischen Bedeutung im Zusammenhang mit Stadtentwicklung in Deutschland immer noch – evtl. auch wieder – hapert. Insbesondere solche Begrünungsprojekte mit potenziell direkter urbaner Positivwirkung werden nicht immer erfolgreich realisiert – jedenfalls m.E. nicht nachhaltig genug.
Auch auf die Gefahr hin, eventuell offene Türen einzurennen, werde ich einen Teil meines Vortrages zur Darstellung „nichttechnischer“, eher kommerzieller „Entwicklungsschwierigkeiten“ verwenden, unter der die Ausführung von Fassadenbegrünungen in Deutschland aktuell offenbar mehr als anderswo leidet. Mag sein, dass dies nicht zuletzt am hiesigen Klima oder am Eindruck, schon genug getan zu haben, liegt. Wenn aber aktuell die Fassadenbegrünung weltweit boomt und von Kanada über die Golfstaaten und Fernost bis Australien – also rund um den Erdball – spektakuläre Projekte ausgeführt werden, sollte solches auch hier möglich sein. Immerhin wurde hierzulande – insbesondere in den vergangenen Jahrzehnten – erhebliches Know-how erworben. Ein Großteil der weltweit zum Thema Fassadenbegrünung geschriebenen Fachliteratur ist in deutscher Sprache verfasst worden und stellt eine Grundlage für aktuelle Projekte auf der ganzen Welt dar.
Es ist mir ein Anliegen, dazu beizutragen, dass bereits vorhandene Know-how auch praktisch umgesetzt wird und zu wesentlichen Erfolgen mit Fassadenbegrünung – insbesondere in städtischen Umfeldern – führt.
Von der „traditionellen“ zur „innovativen“ Fassadenbegrünung
Die Nutzung von Kletterpflanzen ist bekanntermaßen ein „alter Hut“. Eine bildliche Darstellung der Weinerzeugung aus Ägypten ist ca. 3600 Jahre alt. (Grab des Nacht)
Wann erstmals gezielt Außenwände mit Pflanzen in irgendeiner Hinsicht so verbessert wurden, dass man von Fassadenbegrünung sprechen kann, wird sich kaum klären lassen, aber auch dazu gibt es Hinweise für sehr frühe Anfänge.
In Japan deuten tausendjährige Wisterien auf sehr frühe Gartenkunst unter Verwendung kletternder Gehölze hin. Der eher sagenhafte „Tausendjährige Rosenstock“ am Dom in Hildesheim ist erst seit 400 Jahren nachweisbar, aber niemand kann das legendäre Pflanzdatum 815 widerlegen.
Mit Einfuhr zahlreicher kletternder Arten nach Europa bildeten sich in den vergangenen Jahrhunderten Standards heraus, die für kleinere Gebäude – teilweise regionaltypisch – als „traditionelle“ Lösungen für Fassadenbegrünung anzusehen sind.
Die aktuell interessantesten Entwicklungen der Fassadenbegrünung sind jedoch deutlich jünger. In den letzten Jahrzehnten hielten sie mit denen des Städtebaus und der Bautechnik Schritt – auch wenn der optische Eindruck von Stadtbildern meistens dagegen spricht. Gleichzeitig wurden Produkte entwickelt, mit denen sich ihre Potenziale optimal nutzen lassen. Allerdings bin ich der Meinung, dass die aktuell verfügbaren Begrünungsmöglichkeiten – selbst die bewährtesten- in der Praxis viel zu selten zum Einsatz kommen. Je dichter gebaut wird, desto weniger werden die Möglichkeiten genutzt!
Aktuelle Methoden (Begrünungsweisen für Außenwände)
Neue Wandbegrünungsweisen, die nicht mehr an den Einsatz von Kletter- und Spalierpflanzen gebunden sind, erweitern die Potenziale des Machbaren und werden künftig ebenfalls ihren Beitrag zur Lösung ökologischer und städtebaulicher Probleme vorhandener und wachsender Megastädte leisten. Aber selbst (noch) vergleichsweise überschaubare Großstädte (vgl. Bild 3) verlangen nach größeren Fassadenbegrünungen als diese bisher allgemein praxisüblich sind.
Aktuell erleben wir den Schritt zu „living walls“ und „vertikalen Gärten“ – also zu einer meinerseits „wandsprießend“ genannten Fassadenbegrünung. (Bild 4)
Mit der Entwicklung geeigneter Alternativen zu Planzungen im Erdreich oder in sehr voluminösen Gefäßen werden Außenwände zu Flächen, aus denen überall Pflanzen herauswachsen können. Während Fassadenbegrünungen mit Kletterpflanzen zusätzlich vor einer vollständig ausgebildeten Außenwand (Tragwerk, Dämmung, ggf. Hinterlüftung, und Wetterschutz) angebracht werden müssen, lassen sich flächige vertikale Vegetationssysteme insofern als Vorgehängt Hinterlüftete Fassade (VHF) ausführen, als die durchwurzelte (bewachsene) Außenschicht (substrathaltige Kasseten, Platten, Vliese) eine (mehr oder weniger teure) Bekleidung ersetzt. Dämmung, Hinterlüftung und Dichtung können Bestandteile eines solchen Systems zur Fassadenbegrünung sein. (Bild 5)
Derartige und vergleichbare Techniken werden – speziell für Neubauten – einen immensen Zuwachs an Bepflanzungsmöglichkeiten mit sich bringen.
Vertikale Flächen sind damit theoretisch nicht mehr „eingeschränkt begrünbar“, sondern können zunehmend ähnlich horizontaler Flächen gärtnerisch gestaltet werden. (Bild 6)
Gleichzeitig sinken die Anforderungen an die Dimensionen des oberirdischen Wuchses der gewählten Bepflanzung, die bei traditioneller Fassadenbegrünung mit Kletterpflanzen vor allem die realisierbaren Begrünungshöhen begrenzen. Die Verwendung kleiner Pflanzen vereinfacht zusätzlich die Verhinderung unerwünschter Ausbreitung über Flächen, die nicht zur Begrünung vorgesehen sind.
Wann und wie solche Erwartungen allgemein zuverlässig und mit guten Ergebnissen umgesetzt werden, steht aber noch nicht fest. Noch stellen sich mir die neuen Methoden der Fassadenbegrünung (Vertikale Gärten / Living walls) hinsichtlich der bisher realisierten Begrünungshöhen nicht nennenswert leistungsfähiger dar, als traditionelle Fassadenbegrünungen. (Bild 7) Allerdings lässt sich – sofern der technische Aufwand Klima und Exposition angemessen Rechnung trägt – eine großflächig deckende Begrünung in sehr kurzer Zeit (minimale Wachstumsphase) herstellen.
Selbst die traditionelle – mitunter auch als „klassisch“ bezeichnete – Fassadenbegrünung – der „alte Hut“ – kommt in der Praxis noch häufig als Beiwerk von Bauten daher, dessen realer Nutzen weit hinter dem potenziellen hinterher hinkt. Die neueren Verfahren werden ebenfalls ihre Zeit brauchen, bis sie wirklich leisten, was derzeitige euphorische Bewertungen versprechen, bzw. hoffen lassen. Ohne tatsächliches Engagement und echte Kompetenz funktioniert keine Fassadenbegrünung!
Wie stellt sich „erfolgreiche“ Fassadenbegrünung dar?
Kurz und bündig: Wenn „unter dem Strich“ der angestrebte Gewinn herauskommt! Dabei ist ein angemessenes Verhältnis von Aufwand und Nutzen wünschenswert. Das Begrünungsziel muss mit angemessenem Aufwand erreicht und bewahrt werden können. Da sich Begrünungsziele, d.h. mögliche Positivwirkungen, nicht allgemein geldwert darstellen lassen, stellt sich der Nutzen von Fassadenbegrünungen für die Bauherren leider nur sehr selten als verfügbare wirtschaftliche Größe dar. Der Aufwand ist dagegen immer geldwert dokumentiert. Unter dem Aspekt der Wirtschaftlichkeit müsste der geldwerte Nutzen einer Begrünung für den Bauherren größer als der finanzielle Aufwand sein. Das ist schon allein deshalb kaum möglich, weil etliche Positivwirkungen eher dem Umfeld als dem begrünten Objekt selbst zugute kommen. So werden Kosten, die mit Herstellung und Unterhalt von Fassadenbegrünung anfallen, teilweise automatisch zu einer Art „zusätzliche Sozial- und Umweltabgabe“….
Wenn ich hier sage, dass m.E. die Mehrheit aller größeren Projekte kaputtgespart wird, ehe überhaupt ein Pflänzchen sprießt, mag das für sie provokant klingen. Für mich ist selbst das nur die halbe Wahrheit, denn der häufig kümmerliche Nutzen unzweckmäßig billiger Lösungen bleibt oft später infolge von Pflegedefiziten gänzlich auf der Strecke. In diesem Fall kann man noch von „Glück“ sprechen, wenn die Vernachlässigung realer Notwendigkeiten keine relevanten Schäden an der Bausubstanz hinterlässt.
Ein Beispiel aus der Praxis:
Mit dem System „Hecke am laufenden Meter“ wurde in Monte Carlo ein Parkhaus begrünt. (Bild 8 )
Offenbar gefiel das Ergebnis so gut, dass man die Maßnahme vor der rechts angrenzenden Stützmauer fortsetzen wollte – allerdings billiger und wohl deshalb auch ohne das vollständige Know-how der niederländischen und deutschen Spezialisten für dieses System. Das resultierende Begrünungsergebnis des Nachbaues (Bild 9) ist deutlich schlechter als beim Original und beweist erneut, dass sich Investitionen nicht beliebig mindern lassen, wenn ein gewisser Standard erreicht werden soll.
Natürlich sind teure Lösungen nicht automatisch besser, aber ehe mit Fassadenbegrünung wertvolle Ziele, wie relevante Beiträge zur Verbesserung von Stadtluft- und -klima, Steigerung der Urbanität, Energieverbrauchsminderung, Feinstaubbindung usw. erreicht werden können, muss entsprechend große Bereitschaft zur Entgeltung solcher Leistungen vorliegen…
Niemand sollte hochwertige Resultate erwarten, wenn keiner den dazu erforderlichen Aufwand bezahlen will oder kann!
Ehe aus finaziellen Gründen unsinnig an der Ausführungsqualität bestimmter Begrünungstechniken gespart wird, sollten die projektspezifischen Ansprüche hinsichtlich Nutzwert und Kosten überdacht werden. Das begrünte Umfeld in Monte Carlo bietet auch ein Beispiel zur Betrachtung von Alternativen ohne wesentlichen Verzicht auf Begrünungsqualität: An der gleichen Mauer, kaum 50 m westlich der vollautomatisierten „Sofortbegrünung“ (Original „Hecke am laufenden Meter“), die östlich durch eine „Teilkopie“ ergänzt wurde, befindet sich eine traditionelle Begrünung mit Kletterpflanzen (Bougainvillea) in gutem Pflegezustand. (Bild 11)
Die traditionelle Fassadenbegrünung mag etwa 20 Jahre alt sein und ist noch Jahrzehnte von einer Überalterung entfernt. Die benachbarten Pflanzgefäße werden in etwa 12 bis 15 Jahren wegen des wachsenden Wurzelvolumens komplett neu bepflanzt werden müssen. Der Bewuchs im Bereich des Nachbaues (in Bild 11 nicht mehr erkennbar) wird bei wahrscheinlich anhaltender Kümmerlichkeit evtl. noch nicht einmal diese Lebenserwartung erreichen. Diese absehbare Sanierung mindert den Nutzen beider „innovativeren“ Begrünungsmethoden erheblich. Andererseits können ihre „Systemmerkmale“ (hier: „sofort grün“, „automatisierte Ver- und Entsorgung“ und „ohne Platzbedarf am Boden“) selbst nützlich oder sogar Voraussetzung für die Durchführbarkeit einer (nützlichen) Begrünung sein.
Welche der drei Vertikalbegrünungen verdient nun das Prädikat „erfolgreich“?
Auf den ersten Blick scheint mir die traditionelle Ausführung die beste – erfolgreichste – zu sein, auch wenn sie sich optisch relativ monoton darstellt. Ihre Anlage im Pflanzbeet und mit minimalistischen Kletterhilfen (horizontale 4-Kant-Metallstäbe) war sicher sehr viel kostengünstiger als die der anderen. Hinsichtlich Vitalität und Flächendeckung des Grüns ist sie beiden anderen Ausführungen überlegen – allerdings weiß ich nicht, wie lange die Wachstumsphase gedauert hat und wie aufwändig sich die pflege in dieser Zeit dargestellt hat. Aktuell wird mindestens jährlich ein „Heckenschnitt“ vorgenommen, dem naturgemäß auch jedesmal ein Großteil der Blüten zum Opfer fällt. Dieser kleine Nachteil dauerblühender Kletterpflanzen lässt sich (je nach Klima) nur bedingt mindern – ist aber m.E. zu „verkraften“. Es dauert i.d.R nicht lange, bis sich eine derart begrünte Wand wieder blühend und damit optisch abwechsungsreicher und ansprechender darstellt. (Bild 12)
Aber es gibt durchaus auch triftige Gründe dafür, die wesentlich aufwändigeren Lösungen als Erfolgsmodelle anzusehen. Schon der Blick auf die Bauwerke oberhalb der begrünten Mauer in Bild 10, 11 oder in einem beliebigen anderen Stadtbild lässt den Bedarf an Begrünungen für höhere Bauten erkennen. Diese würden keinesfalls in sechs oder sieben Jahren aus dem Boden heraus vollflächig bewachsen werden.
Vielleicht ist also – z.B. unter dem Aspekt des Erprobens von Machbarkeiten – eine wesentlich aufwendigere „Sofortbegrünung“ mit einer „innovativen“ Begrünungsmethode auch in diesem Fall die langfristig „erfolgreichere“ Variante?
In jedem Fall lässt sich folgendes Fazit ziehen: Kompetente projektspezifische angemessene Auswahl zuverlässig funktionierender Begrünungstechnik, ggf. in richtiger Kombination, ist der Grundstein für optimale Erfolge mit Fassadenbegrünungen.
Erfolgreiche Fassadenbegrünung ist damit auch eine generelle Qualitätsfrage – allgemeine Qualitätssicherung (die ich gleich ansprechen werde) sichert Erfolge.
Allgemeine Empfehlungen zur erfolgreichen Realisierung von Fassadenbegrünungen
Die Weichenstellung zur erfolgreichen Umsetzung von Projekten beginnt auch bei der Fassadenbegrünung weit vor jeder konkreten Projektarbeit, z.B. mit der Motivierung potenzieller Bauherren.
Motivation – Werbung, Information, repräsentative Beispiele
Dazu taugen sporadische, eher verbale umweltpolitische Initiativen wenig und dazu reichen auch keine bunten Flyer, die glückliche Eigenheimbesitzer vor zum Teil dilettantisch ausgeführten Begrünungen zeigen. Vielfach vermitteln solche Werbeinitiativen den Eindruck, es ginge weniger um Quantität und Qualität der Stadtbegrünung als vielmehr um die Privatisierung ihrer Kosten…
Geradezu kontraproduktiv sind Vorgänge wie die Be- und Entgrünung der Fassaden des Honnefer Rathauses. Nachdem die praktizierten „Billigstbegrünungen“ in wenigen Jahren zu schadensträchtigen „Monstern“ herangewachsen waren, deren Schnitt nach Angaben der Stadtverwaltung allein jährlich 14.000 Euro Kosten verursachte, wurde ersatzlos ein Kahlschlag vorgenommen. Die Vorstellung, dass in so einem Haus ansässige Fachbehörden einen Bauherren im öffentlichen Interesse zur Fassadenbegrünung verpflichten, ohne dass dieser sich an die Stirn tippt, fällt mir schwer. Insbesondere öffentliche Institutionen sollten beispielhafte Referenzobjekte schaffen und bewahren können.
Die Kommunalpolitk, bzw. Planungs- und Bauämter sollten Fassadenbegrünung für Neubauten nicht nur vorschreiben, sondern auch die richtliniengemäße Ausführung und spätere Existenz (Bestand) prüfen.
Qualitätssicherung für begrünte Fassaden
Der nächste Schritt zu wirklich erfolgreichen Fassadenbegrünungen muss von Bauherren, Planern und ausführenden Firmen möglichst gemeinsam getan werden. Hier geht es darum, Qualitätsstandards der Planung, Ausschreibung, Ausführung und Pflege in Einklang mit den jeweiligen Erfordernissen zu wählen und zu sichern.
Die Beachtung der „Richtlinie zur Planung, Ausführung und Pflege von Fassadenbegrünungen mit Kletterpflanzen“ (FLL) gewährleistet für diese (traditionelle) Form angemessene Standards, sofern die enthaltenen Empfehlungen unter Bezug zur tatsächlichen Pflanzenauswahl Beachtung finden. Sucht man sich allerdings nur punktuell die kostengünstigsten Möglichkeiten unter Vernachlässig der Bepflanzung und/oder gar der baulichen Gegebenheiten heraus, ist weder ein Ergebnis im Sinne dieser Richtlinie, noch eine erfolgreiche Umsetzung des Projektes zu erwarten.
Solche Vorgehensweise ist nicht nur im Einzelfall kontraproduktiv. Sie verzögert oder verhindert jene „Substanzbildung“ erfolgreich begrünter Fassaden, die durch erlebbare Wirkung überzeugen könnte. (Bild 13)
Solange oft nur vereinzelte – und dann sehr häufig kümmerliche – Fassadenbegrünungen in irgendwelchen Nischen gegen das Grau der Städte ankämpfen, bleibt es schwer, deren Bedeutung und potenziellen Nutzen zu vermitteln. Mangelhafte – also i.d.R. von vornherein zur Erfolgslosigkeit prädestinierte Fassadenbegünungen – offenbaren ihre Nutzlosigkeit früher oder später (i.d.R spätestens nach 20 Jahren) jedermann optisch und ohne großartige Analyse. Irgendwann stellen sie sich einfach schäbig oder (inbesondere traditionelle Fassadenbegrünungen mit Selbstklimmern) nachteilig dar – egal ob dieser Eindruck auf mangelhafter Ausführung und/oder unterlassener Pflege beruht. Im Gegensatz dazu sieht man einer erfolgreichen Fassadenbegrünung meistens auch einen Nutzen an – schon allein, weil sie als Verschönerung empfunden wird. (Bild 14)
Förderung
Bei der Frage nach Erfolg und Erfolgsteigerung von Fassadenbegrünung dürfen die Instrumente einer mehr oder weniger direkten Förderung – i.d.R. eine Angelegenheit der Kommunen – nicht vergessen werden. Mancherorts bestehen (noch) Förderprogramme, die finanzielle Hilfen für Fassadenbegrünungen bieten. Ich kann keinen nachhaltigen Nutzen dieser Form von Förderung mehr erkennen. In Köln, wo Ende der 1980er Jahre immerhin beachtenswerte Zuschüsse gezahlt wurden, sind etliche so „gepushte“ Maßnahmen längst verschwunden, andere verwahrlost. Diese Form der Förderung mag zur Realisierung einiger zusätzlicher Fassadenbegrünungen geführt haben – zum Erfolg hat sie wohl eher nicht beigetragen, denn dazu müssten diese Maßnahmen noch ansehnlich und mängelfrei sein.
Mit den Bildern 13 und 14 habe ich dargestellt, dass selbst eine perfekte – also besonders erfolgreiche – Fassadenbegrünung, die sich u.a. durch optimierte Wirksamkeit, größte Wartungs- und Reparaturfreiheit und geringen Pflegeaufwand kennzeichnet, erst durch Langlebigkeit wirklich nützlich wird. Während die einmalige Investition für ihre Anlegung spätestens nach ein paar Jahren „vergessen ist, wird alljährlich eine ggf. recht aufwändige Pflege notwendig. Diese steigert zwar theoretisch mit der Lebenserwartung den Gesamtnutzen, unterbleibt aber in der Praxis trotzdem wegen des Aufwandes meistens. Dabei wäre eine ausreichend sorgfältige Pflege sogar durchaus in der Lage, gewisse Mängelrisiken schlecht geplanter oder ausgeführter Fassadenbegrünungen zu kompensieren.
Zur Optimierung des Erfolges von Fassadenbegrünungen – der im öffentlichen Interesse liegt – bietet sich daher Förderung in Form von organisatorischer und/oder praktischer Hilfe bei ihrer Pflege besonders an. Davon abgesehen, empfinde ich es als recht und billig, wenn sich die davon profitierende Gesellschaft angemessen am Unterhalt von Fassadenbegrünungen beteiligt, auch wenn sich diese nur am (und nicht im) öffentlichen Raum befinden.
Details zur erfolgreichen Realisierung dauerhafter traditioneller Fassadenbegrünungen
Trotz aller Innovationen und Steigerungen des Know-hows zur Fassadenbegrünung lässt sich der praktisch wahrnehmbare Erfolg auch der traditionellen Fassadenbegrünungen – des „alten Hutes“ – m.E. noch erheblich steigern. Das belegen unzählige Beispiele, die der aufmerksame Betrachter praktisch überall antrifft. Verbesserung der traditionellen Fassadenbegrünung ist notwendig, denn die neueren Methoden stellen eine Ergänzung zur dieser Ausführungsweise dar – keinen Ersatz!
Nachdem ich bisher über allgemeine Strategien zur Erfolgsoptimierung gesprochen habe, komme ich nun zu detaillierterer Betrachtung von Verbesserungsmöglichkeiten bei Planung und Ausführung.
Die bereits angesprochene FLL-Richtlinie, zahlreiche Literaturstellen und nicht zuletzt das Internet bieten inzwischen umfassende Informationen, mit deren Beachtung sich der Erfolg einzelner Projekte steigern lässt (ließe). Ich beschränke mich daher auf einen Überblick.
Die traditionelle Fassadenbegrünung mit Kletterpflanzen erfordert deren Unterscheidung nach Kletterstrategien. Mit der Entscheidung „selbstklimmend oder nicht“ (vgl. Bild 15) werden bereits relevante Festlegungen getroffen – u.a. zur Grünbedeckung des Bauwerkes und zur Erfordernis von Kletterhilfen, bzw. Spalieren.
Pflanzenverwendung bei traditioneller Fassadenbegrünung
Inzwischen möchte ich nicht mehr ausschließlich Kletterpflanzen als zweckdienlichen Fassadenbewuchs bezeichnen, sondern Begrünungen mit Spalierobst und anderen spalierbaren Gehölzen (z.B. diverse Bodendecker) ebenfalls der traditionellen Fassadenbegrünung zuordnen. Dabei ist jedoch beachtenswert, dass speziell Baumpflanzungen in unmittelbarer Außenwandnähe nicht in jeder Hinsicht mit einem kletternden Fassadenbewuchs zu vergleichen sind – z.B. aufgrund der Bildung von Wurzeln mit baumstatischer Bedeutung.
Spalierbare Pflanzen benötigen keine artpezifisch angepasste Kletterhilfe, da sie ohnehin nicht aktiv klettern. Das erforderliche Spalier dient vor allem der Erziehung zu einer „unnatürlichen“ Wuchsform und ggf. als Stütze. Die eher zweidimensionale oberirdische Erscheinung und der dazu notwendige Halt wird nicht durch die Pflanzen, sondern durch menschliche Eingriffe (Anbinden am Spalier) hergestellt.
In der Praxis der traditionellen Fassadenbegrünung gewinnen die Gerüstkletterpflanzen zunehmende Bedeutung. Nachdem im vergangenen Jahrhundert Gebäude noch mehrheitlich mit Selbstklimmern begrünt wurden und häufig auch bedenkenlos derart begrünt werden konnten, sind solche Direktbegrünungen bei zahlreichen modernen Fassaden längst nicht mehr empfehlenswert. Sie entwickeln inbesondere auf allen Formen außen wärmededämmter Fassaden hohe Risikopotenziale, die sich teilweise auch nicht ausreichend wirkungsvoll durch bauseitige Vorrichtungen und/oder periodische Schnittmaßnahmen mindern lassen. Die Nachteile einer Direktbegrünung – vor allem unerwünschte Ausbreitung und statische Beanspruchung der Wetterschutzschicht – können durch die Verwendung von Gerüstkletterpflanzen an Kletterhilfen weitestgehend vermieden werden. Dabei entwickeln einige Schling- und Rankpflanzen solche Wuchspotenziale, dass sie auch zur Begrünung höherer Bauwerke eingesetzt werden können, sofern eine entsprechende Kletterhilfe vorhanden ist.
Während Selbstklimmer mehr oder weniger raue vertikale Flächen direkt erklettern können, benötigen Gerüstkletterpflanzen eher filigranere Strukturen zur Anwendung ihrer Klettertechnik an Fassaden. Diese übergreifend „Kletterhilfen“ genannten Konstruktionen sollten den Kletterstrategien und -fähigkeiten der gerüstkletternden Arten soweit möglich optimaler entsprechen, als in natürlicher Umgebung, denn i.d.R. sind Fassaden für alle Pflanzen schwierige Extremstandorte. Z.B. wachsen die sogenannten Gerüstkletterpflanzen i.d.R. windgeschützt und an eher schattigen Standorten heran. Sie gewinnen Höhe, indem sie Gräser, Stauden, Sträucher und Bäume erklettern, die ihnen sowohl in der Höhe, als auch Breite und Tiefe Stängel, Zweige und Äste in großer Anzahl und Vielfalt hinsichtlich Richtung und Dicke zur Verfügung stellen. Diese natürliche Umgebung kann für Zuwecke der Fassadenbegrünung nur sehr eingeschränkt nachgebaut werden. Im wesentlichen beschränken sich die Möglichkeiten darauf, flächige Kletterhilfen zu installieren, deren einzelne Profile von den Kletterorganen der Pflanzen schnell und sicher umfasst werden können und deren Richtungsverlauf der Kletterstrategie (vgl. Bild 16) entspricht.
Schlingpflanzen bewachsen vornehmlich vertikal orientierte Kletterhilfen mit runden Profilen in größeren Abständen zueinander. Bei Rankpflanzen ist die Form des Profiquerschnittes fast bedeutungslos, dafür der Umfang begrenzt und die Abstände (Feldweiten) müssen sich mehr nach der Steifigkeit ihrer Triebe, als nach der Wüchsigkeit richten. Für Spreizklimmer, die sich in der Natur zusätzlich vom Unterholz heben lassen, sind aus totem Material nur bedingt volltaugliche Kletterhilfen herstellbar. Hier sind spitzwinklige Strukturen (Rautenformen/Scherengitter) von Vorteil aber meistens muss dennoch Kletterunterstützung durch gelegentliches Einstecken oder Aufbinden erfolgen. Einige spalierbare Bodendecker und dünntriebige Sträucher unterscheiden sich in dieser Hinsicht nicht nennenswert von Spreizklimmern.
Diese vorangezogenen Ausführungen zum Einsatz kletternder Pflanzen zeigen eine Verknüpfung zwischen Pflanze und Fassade (mit oder ohne Kletterhilfe) auf, die in dem Wort „Fassadenbegrünung“ (oder auch „Grünfassade“) ihre Entsprechung findet. Schon allein die aus der Verbindung Fassade und Grün resultierenden Abhängigkeiten machen für jedes Begrünungsvorhaben überlegte Auswahlen notwendig. Sie sind aber bei weitem nicht sie einzigen beachtenswerten Parameter. Daher ist erfolgreiche Fassadenbegrünung in größerem Umfang nur möglich, wenn eine ausreichend kompetente und gründliche Planung zugrunde liegt.
Planungsaspekte – das Zusammenspiel der Komponenten
In der allgemeinen Vorstellung – auch vieler Baufachleute – ist traditionelle Fassadenbegrünung eine ganz simple Angelegenheit. Als Hersteller von Kletterhilfen kommen mir wohl daher mehrheitlich „unausgegorene“ Preisanfragen auf den Tisch, die sich ohne Rückfragen nicht bearbeiten lassen. In meinen Augen ist das ein Indiz für oberflächliche Planung der Fassadenbegrünung.
Planung und Optimierung von Fassadenbegrünungen erfordern eine gewisse fachübergreifende Kompetenz. Gute Planung von Fassadenbegrünung erfolgt durch vollständige Auswahl stimmig zueinander und zu gegebenen Voraussetzungen passender Komponenten. Bei kreisförmiger Darstellung eines Planungsablaufes (Bild 17) für Fassadenbegrünungen mit Kletterhilfen (Gerüstkletter- und Spalierpflanzen) muss unabhängig von den jeweils grundlegenden Vorraussetzungen (Planungseinstieg), immer der gesamte Kreis abgearbeitet werden, wobei die Auswirkung jeder Festlegung mit allen anderen vereinbar sein muss. Zur Optimierung von Nutzen und Erfolg der Maßnahme muss dabei der Reduzierung von Instandhaltung und Pflege hohe Priorität eingeräumt werden.
Kletterpflanzen – Wüchsigkeit / Statische Aspekte
Neben den bereits behandelten Kletterstrategien und Standortansprüchen, über die zahlreiche Literaturstellen in übersichtlichen Tabellen informieren, verdient die Wüchsigkeit der Arten und Sorten (Bild 18) besondere Beachtung. Schon mit einem einzigen Exemplar einer Kletterpflanze kann eine Fassade „überpflanzt“ werden. Da Wuchs nicht deshalb aufhört, weil die zu begrünende Fläche bedeckt ist, resultiert daraus ein erhöhter Pflegeaufwand (Schnittmaßnahmen) und ein (leicht vermeidbarer) Zuwachs an Mangel- und Schadensrisiken.
Optimale Anpassung der Wüchsigkeit an die Dimensionen der zu begrünenden Flächen kann sich auch vorteilhaft („entlastend“) auf die erforderliche Dimensionierung von Kletterhilfen und deren Befestigung am Bauwerk auswirken. Abgesehen vom Holzgewicht der Arten besteht eine gewisse Relation zwischen Wüchsigkeit und Eigengewicht (trocken und nass) da hierfür die Gesamtfläche des Laubes eine wesentliche Größe darstellt. Wind- und ggf. Schnee- und Eislasten müssen am selben Standort (Windexposition/ggf. Schneelastzonen) ebenfalls vorrangig nach Wüchsigkeit der Bepflanzung angesetzt werden, da daraus größere Überhänge nach vorn resultieren. Damit erhöhen sich die relevanten Windangriffsflächen parallel zur Wand oder an Gebäudeecken und ggf. die Auflageflächen für Schnee und Eis.
Zahlreiche starkwüchsige Kletterpflanzen zeichnen sich außerdem durch Ausbildung dickerer Haupttriebe aus, die größere Wandabstände der Kletterhilfen erforderlich machen.Größerer Auskragung von Befestigungsmitteln bedeutet größere Hebellängen und und entsprechend höheren Anforderungen an ihre Steifigkeit und die Festigkeit ihrer Verankerungen im Tragwerk. Großer sekundärer Dickenwuchs geht – insbesondere bei Schlingpflanzen – fast unvermeidlich mit dem Auftreten pflanzenverursachter Druck- oder Zugspannungen einher, die als unkalkulierbare zusätzliche Belastung auf Kletterhilfen und Befestigungen einwirken. Dieser Lasteinfluss muss durch „Erziehung“ weitgehend ausgeschlossen und/oder durch regelmäßige Verjüngung bei Bedarf gemindert werden. Seine Relevanz als Ursprung für Mängel oder gar Schäden ist mit der Bauweise von Kletterhilfen und deren Befestigung verknüpft.
Fassaden – Außenwandkonstruktionen
Gleichgültig, welche Kletterstrategie ein Fassadenbewuchs anwendet oder ob er nur einer Stüt-zung bedarf, resultiert daraus eine statische – ggf. auch dynamische – Beanspruchung von Bauteilen und letztlich i.d.R. eine Belastung des Tragwerkes. Der Fassadenbewuchs, bzw. das System aus Kletterpflanze und Kletterhilfe und die wirkenden Lasten müssen in geeigneter Weise mit dem Bauwerk verbunden werden. Die Lösung dieser Aufgabe richtet sich auch nach der jeweils vorhandenen Wand- oder Fassadenkonstruktion (Bild 19).
Für selbstklimmenden Fassadenbewuchs muss die Fassadenoberfläche (Außen- bzw. Wetterschicht) selbst die notwendigen Anforderungen (Rissfreiheit, Fugenlosigkeit, Haft- und Tragfähigkeit) erfüllen. Bei gerüstkletterndem oder gerüstgestütztem Fassadenbewuchs ist zunehmend häufig eine Verbindung zwischen Gerüst (Kletterhilfe) und Tragwerk herzustellen, die mehr oder weniger dicke Außen- und Zwischenschichten durchdringt, ohne deren Funktion (z.B. Wetterschutz oder Wärmedämmung) zu beeinträchtigen. WDVS (Wärmedämmverbundsysteme) und VHF (Vorgehängt hinterlüftete Fassaden) sind die aktuell häufigsten Fassadenkonstruktionen die sehr große Kraglängen der Befestigung erforderlich machen. Dabei muss bei WDVS auf dauerhafte Dichtigkeit der Durchdringung geachtet werden. Der Aufwand, der für solche Befestigungen nötig ist, richtet sich natürlich nicht nur nach der Außenwandkonstruktion, sondern auch nach Anforderungen, die direkt aus der Pflanzenwahl (Lasten und Wandabstand, bzw. äußere Auskragung der Befestigung) und der Bauart und Anbringungsweise der Kletterhilfen resultieren.
Kletterhilfen und Anbringungsweisen
Kletterhilfen müssen in Form und Abmessungen den Anforderungen des Bewuchses gemäß seiner Wüchsigkeit und Klettertechnik entsprechen und dabei natürlich auch zweckmäßig und optisch zum Standort passen. Prinzipiell können Kletterhilfen – egal ob rein funktional oder eher spielerisch geformt – durch Umriss, Struktur und Farbe ein eigenständiges oder eingegliedertes/untergeordnetes Gestaltungselement darstellen. Davon machen allerdings deutsche Architekten selten Gebrauch. Sie bevorzugen i.d.R. „unsichtbare“ Kletterhilfen. Damit besteht in der Praxis ein Trend zu minimalistischen Lösungen. (Bild 20)
Dieser Minimalismus führt zur Bevorzugung technischer Lösungen für Kletterhilfen hinsichtlich Material und/oder Anbringungstechnik, die nicht immer optimal jenen Anforderungen entsprechen, die aus den bautechnischen Voraussetzungen resultieren oder vom künftigen Bewuchs gestellt werden.
Mit jedem Minimierungsschritt mindern sich nicht nur die Kosten von Kletterhilfen, sondern auch ihr Eignungsspektrum. Das Extrem – einzelne Vertikalprofile (Seile oder Stangen) – ist alleine gerade eben zur linearen Aufleitung schlingender Kletterpflanzen tauglich. Es kann den Bewuchs in Horizontalrichtung nur sehr bedingt fixieren und unterstützt die Flächendeckung so wenig wie möglich.
Minimierung von Kletterhilfen mag kurzfristige finanzielle Vorteile bewirken, führt aber auch zu mehr Mängelträchtigkeit, Schadensrisiken und Pflegeaufwand. Mit übertriebener Minimierung der Kletterhilfen wird die Herbeiführung von Nutzlosigkeit oder gar Schädlichkeit von Fassadenbegrünungen riskiert! Minimierung von Kletterhilfen reduziert nicht nur ihre funktionale Qualität, sondern auch die Möglichkeiten, sie mit geringem Aufwand optimal mit dem Bauwerk zu verbinden.
Prinzipiell können Kletterhilfen so konstruiert werden, dass sie sich für eine spezielle Anbringungsweise eignen (Bild 21) und diese kann entsprechend der Wandkonstruktion oder spezieller Gegebenheiten gewählt werden. Variation der Anbringungsweise ermöglicht, Lasten dort einzuleiten und/oder abzutragen, wo es unter technischen und finanziellen Aspekten am günstigsten ist. Das kann z.B. in der Fläche mit vielen preiswerten Befestigungselementen geschehen oder punktuell an wenigen geeigneten Stellen.
Je größer der Abstand zwischen Tragwerk und Kletterhilfe aufgrund der Fassadenbauweise und dem notwendigen Wandabstand angesetzt werden muss und je geringer die Festigkeit des Tragwerkes ist, desto schwieriger und aufwändiger wird üblicherweise die Befestigung der Kletterhilfen. In solchen Fällen empfehlen sich Kletterhilfen, deren Konstruktion gut zur Umverteilung oder sogar Abtragung von Lasten geeignet ist. Theoretisch könnten viele Kletterhilfen unabhängig von der Fassade auf eigenem Fundament stehen, wobei gar keine Wandbefestigung erforderlich wäre. Das geht allerdings mit Seilen oder Netzen gar nicht und will i.d.R. aus Kostengründen gründlich abgewogen werden. Eine „angelehnte“ Kletterhilfe kann allerdings sehr sinnvoll sein, denn ihre Wandanbindung muss u.U. lediglich Winddruck und Windsog standhalten. Die nötige Befestigung kann daher trotz hoher Tragfähigkeit einer Kletterhilfe und unter ungünstigen bauseitigen Voraussetzungen einfach und schlank ausgeführt werden. In der Praxis wird von diesen Möglichkeiten noch selten Gebrauch gemacht. Mit optimierten Wandanbindungen von funktionaleren Kletterhilfen ließen sich die Erfolge traditioneller Fassadenbegrünung in der Praxis merklich steigern.
Kletterhilfen samt zugehörigen Befestigungsmitteln, ihre Montage und die Pflege der Pflanzen – hier insbesondere periodisch erforderliche Schnittmaßnahmen – stellen die kostenintensivsten Komponenten traditioneller Fassadenbegrünung dar. Deshalb lohnt sich eine technische Optimierung insbesondere dort, wo das Begrünungsziel den Einsatz großer und schwerer Kletterpflanzen erforderlich macht. Da diese aufgrund ihrer höheren Wüchsigkeit auch pflegeintensiver sind und diese Arbeiten in größerer Höhe stattfinden müssen, rentiert sich hier jede Investition, die den Schnittbedarf mindert.
Prinzipielle Betrachtung traditioneller Fassadenbegrünung und „vertikaler (wandsprießender) Gärten“ hinsichtlich erfolgreicher Realisierungen
Meine Erläuterungen zur traditionellen Fassadenbegrünung mögen trotz meines Bemühens um nachvollziehbare Gliederung chaotisch erscheinen. Mal ordne ich nach Pflanzen, mal nach Fassaden, Kletterhilfen oder Anbringungsweisen und sobald ich eine andere Komponente in den Vordergrund stelle, scheinen neue Bedingungen zu gelten….
Aber Fassadenbegrünung ist nicht chaotisch, sondern „nur“ komplex. Eigentlich ließen sich die ganzen Abhängigkeiten (siehe „Planungskreis“ Bild 17) in logische Formeln mit den Funktionen „wenn, dann, sonst, und, oder“ packen. Wegen der Vielfalt dessen, was Fassadenbegrünung im Einzelfall leisten soll oder könnte und der zahlreichen Ausführungsvarianten unter unendlich verschiedenen Voraussetzungen wird ein „Universalprogramm“ zur Ermittlung der optimalen Ausführung allerdings eine Utopie bleiben. Es wäre auch sinnlos – insbesondere solange viele Projekte wegen ein paar Euro/qm kaputt gespart werden.
Zur möglichen Vielfalt von Fassadenbegrünungen tragen natürlich die neueren Entwicklungen („Living walls“ usw.) zusätzlich bei. (Bild 22)
Obwohl sich ein großes Publikum für existierende Beispiele (insbesondere die Kunstwerke von Patrick Blanc) begeistert, herrscht auch einige Skepsis – insbesondere wegen der Kosten. Das ist nichts Neues – endlose Diskussion über viel zu hohe Preise sind alle, die sich für dauerhafte Fassadenbegrünung einsetzen, seit jeher gewohnt.
Die Zukunft wird zeigen, wie die neuen Verfahren und Systeme, die aktuell noch ein Mehrfaches (bis Vielfaches) von traditionellen Fassadenbegrünungen kosten, sich tatsächlich etablieren können. Offensichtlich werden sie außerhalb Deutschlands schon häufiger als preiswert angesehen… Wenn es gelingt, mit den neuen Verfahren auch neue Dimensionen nützlicher Fassadenbegrünungen zu realisieren, sehe ich auch hierzulande irgendwann gute Chancen für zahlreiche erfolgreiche Projekte.
Es wird eine Weile dauern, bis dazu wirklich zuverlässige Lösungen für schwierigere Bedingungen (Klima, Höhe) gefunden sind. Hier liegt ein wesentlicher Vorteil der traditionellen Fassadenbegrünung – es stehen bereits ausgereifte Verfahren und ausreichendes Spezialwissen zur Verfügung. Grundsätzlich liegt jedoch bei spezialisierten Fachleuten bereits so viel Erfahrung mit den tief verschachtelten Abhängigkeiten von Standort und Exposition, Fassadenbauweise, Fassadenbewuchs und unterstützender Technik vor, dass die Anpassung einiger Komponenten für Living walls und vertikale Gärten keine Probleme, sondern höchstens neue Herausforderungen darstellen sollten.
Künftige erfolgreiche Fassadenbegrünungsprojekte werden sich – unabhängig von der Methode – durch kreative und sachgerechte Umsetzung anspruchsvoller Begrünungsziele darstellen. Zur Erfolgsoptimierung bietet sich zuverlässige und dauerhafte Funktion in Verbindung mit ansprechender Gestaltung an.
Es würde mich freuen, wenn meine heutigen Anmerkungen ein wenig dazu beitrügen.