Nachhaltig mit fachgerechter Pflege und Wartung.
Richtig gemacht bei bodengebundenen Fassadenbegrünungen
Ausführliche Schriftfassung, Thorwald Brandwein, Mechernich 28.09.18
Allen gewollten Fassadenbegrünungen liegen einige zweckmäßige Motivationen und Zielsetzungen zugrunde, an denen später ihr Erfolg gemessen wird. Dieser wird jedoch allgemein vor allem danach beurteilt, wie sich eine Fassadenbegrünung optisch darstellt und auch danach, was sie kostet. Aber egal, nach welchen Kriterien die Bewertung erfolgt, ist jeder Begrünungserfolg von den Qualitäten der Planung, der Ausführung und der Pflege abhängig. Dabei muss letztere in der Praxis häufig Mängel von Planung und Ausführung kompensieren. Das ist recht weitgehend möglich, aber grundsätzlich nicht wünschenswert. Während Planung und Ausführung einmalig erforderlich sind (und Kosten verursachen), fällt Pflege und ggf. Wartung/Instandhaltung regelmäßig und oftmals mit der Standzeit zunehmend aufwendig an. Daher sollten Planung und Ausführung darauf gerichtet sein, optimale Voraussetzungen für erfolgreiche Begrünungen mit möglichst geringem Aufwand für Wartung und Instandhaltung der technischen Komponenten und Pflege der Pflanzen zu schaffen. Das gilt umso mehr, je geringer die Fähigkeit und/oder Bereitschaft des Bauherren ist/sind, Entwicklung und Instandhaltung einer Fassadenbegrünung zu sichern. Auch hier gilt: Qualität von Planung und Ausführung zahlt sich aus!
Bodengebundene Fassadenbegrünungen, also solche, bei denen die Fassade mit oberirdischen Teilen extern wurzelnder (Kletter-)Pflanzen bewachsen (begrünt) wird, sind folgendermaßen herstellbar:
– Direktbewuchs der Fassade mit selbstklimmenden Kletterpflanzen (Beispiele. Efeu, Wilder Wein)
– Gerüstkletternde Pflanzen an ihnen angepassten Konstruktionen (Kletterhilfen) vor der Fassade.
– Spalierbare Gehölze an stützenden und/oder formgebenden Konstruktionen (Spalieren).
„Rein bodengebundene“ Fassadenbegrünungen (wie in Bild 1) sind vergleichsweise sehr einfache bis einfache Formen der Fassadenbegrünung, die aufgrund großen Wurzelraumes vielfach ohne Bewässerungstechnik auskommen und niemals eine Entwässerung benötigen. Allerdings sollte bei Pflanzungen mit Erdanschluss am Fuß aufstrebender Bauwerke doch häufiger eine automatische Bewässerung vorgesehen werden. Der dort bestehende Regenschatten erfordert häufig das Wässern junger Pflanzen mit (noch) geringer Wurzelausbreitung. Kletterpflanzen, die in Gefäßen wachsen (Mischformen zur wandgebundenen Begrünung), können nur mit verlässlicher Bewässerung dauerhaft überleben.
Insbesondere in den letzten Jahrzehnten haben – vorwiegend aufgrund Verwahrlosung und/oder wirklich hanebüchener Ausführungsfehler – misslungene Fassadenbegrünungen mit Kletterpflanzen alte Vorurteile gegenüber der Fassadenbegrünung bestärkt. Immer wieder hört man daher heutzutage die These, bodengebundene Fassadenbegrünungen seien nicht plan-, steuer- oder beherrschbar und daher auf verschiedene Weisen geradezu „gefährlich“. Mindestens seien sie jedoch optisch monoton oder langweilig – mitunter sogar hässlich. Tatsächlich wurden – und werden immer noch – Misserfolge durch fehlende Planung, mangelhafte Ausführung und unterlassene Pflege vorprogrammiert.
Ich werde prinzipielle Möglichkeiten zur Verbesserung klassischer Fassadenbegrünungen durch Pflege der Pflanzen zeigen. Dabei handelt es sich in erster Linie um „erzieherische Maßnahmen“ an oberirdischen Pflanzenteilen durch Leitung und Schnitt. Ich füge also meinem Vortragsthema „Pflege“ die Ergänzung „mit Schere und Schnur“ hinzu.
Die riesigen theoretischen Potenziale formender Pflanzenerziehung hat Arthur Wichula („Naturbauten-Ingenieur“, 1867 – 1941) in seinem Werk „Wachsende Häuser aus lebenden Bäumen entstehend“ dargelegt. Prof. Ferdinand Ludwig („Baubiologe“) beweist aktuell die Machbarkeiten der „fortgeschrittenen Pflanzenerziehung“ z.B. mit dem Nagolder Platanenkubus praktisch.
Wenn man also mit Gehölzen planmäßig „Bauwerke“ wachsen lassen kann, sollte es doch eigentlich vergleichsweise einfach sein, Gehölze an Fassaden und insbesondere an „Leit- und Stützkonstruktionen“, bzw. Kletterhilfen so zu erziehen, dass sie sich zumindest halbwegs in der gewünschten Weise entwickeln….
Wunschgemäße, bzw. dem Standort und den Begrünungszielen entsprechende Entwicklung lässt sich erstens über die Pflanzenauswahl, zweitens über die entsprechende Konstruktion von Kletterhilfen oder Spalieren und drittens durch Leitung und Schnitt wirksam beeinflussen. Sogar bei selbstklimmendem Fassadenbewuchs kann man allein mittels Pflanzenauswahl die spätere Ausbreitung „vorprogrammieren“.
Auch Gerüstkletterpflanzen breiten sich unterschiedlich aus. Bei ihnen dominiert die Kletterform die Ausbreitung. Allgemein streben schlingende Pflanzen sehr stark bevorzugt vertikal auf. Rankpflanzen sind sehr variabel – sie ergreifen, was sie vorfinden und Spreizklimmer legen sich gerne auf stützende horizontale Strukturen auf.
Da mein heutiges Thema – die Nachhaltigkeit schaffende Pflege – Planungshinweise oder Ausführungsempfehlungen vermeiden sollte, möchte ich mit Blick auf das bisher gesagte den Schwerpunkt dieser Betrachtungen nicht auf die (gärtnerische) Pflanzenpflege hinsichtlich deren Wohlergehen (Versorgung, Pflanzenschutz, [Blüten-]Schnitt) legen, sondern beispielhaft Pflegemaßnahmen darstellen, die der Schadensvermeidung am Gebäude inkl. Kletterhilfen/Spalieren dienen und für den Erfolg bodengebundener Fassadenbegrünungen mindestens ebenso wichtig sind, wie z.B. ausreichende Wässerung der Pflanzen. Darunter fallen vorrangig Schnitt- und Leitungsmaßnahmen, mit denen Kletterpflanzen von sensiblen Teilen der Fassade (Siehe Fenster, Turmuhr in Bild 3) oder des Bauwerkes (z.B. dem Dach) fern gehalten und/oder der Bewuchs entsprechend Erfordernissen und/oder Gestaltungswünschen gelenkt werden kann. Nur wenn die Pflanzen auf Dauer ansehnlich jene Flächen bewachsen, die ihnen zugedacht sind und dort weder Schäden noch relevante Risiken verursachen, sind nachhaltige Fassadenbegrünungen möglich.
Die dazu notwendige langfristige, plan- und zweckmäßige Entwicklung der Pflanzen kann einfach sein, ist es aber in der Praxis leider eher selten. Viel zu häufig werden Fassadenbegrünungen mit Kletterpflanzen bis zum Abschluss der Ausführung (Abnahme nach Pflanzung) bereits so konditioniert, dass die Pflege vorhandene Ausführungsmängel korrigieren muss.
Wie man Ausführungsmängel bei Begrünungen mit Kletterpflanzen vermeidet, steht in den aktuellen Fassadenbegrünungsrichtlinien der FLL, insbesondere in den Kapiteln 8.2 bis 8.4. Darauf bezogen zeige ich beispielhafte Pflegemaßnahmen zur Vermeidung bzw. Behebung von (voraussehbaren) Schäden. Dabei muss ich mich auf wenige Beispiele pflanzenverursachter Risiken beschränken.
Teil 1
Zwängung (siehe Bild 5, Beschreibung A)
Zwängung eines Pflanzentriebes tritt i.d.R. auf, nachdem ein solcher eine Engstelle durchwachsen hat, die schmaler als der künftige Triebdurchmesser ist. Bei Begrünungen mit Selbstklimmern und stark negativ phototrop orientierten Gerüstkletterpflanzen tritt Zwängung häufig auch in kleinen Zwischenräumen (Risse, Spalten, Fugen) auf. Dickere Triebe aller Gehölze an Fassaden werden z.B. zwischen Wand und Anbauten, z.B. Geländern und Regenfallrohren, häufig auch zwischen Wand und Kletterhilfe in unzulänglichem Wandabstand eingezwängt. Auch an zu eng strukturierten Kletterhilfen (z.B. Zaungittern) kann immer wieder Zwängung beobachtet werden.
Grundsätzlich reagiert ein Pflanzentrieb auf Zwängung zuerst mit Abplattung. Sobald jedoch durch Dickenwuchs eine beidseitige Formanpassung erreicht ist, treten mit dem Dickenwachstum zunehmende Druckspannungen auf. Der dabei entstehende Druck liegt nach eigener (zufälliger) Beobachtung an Efeu bei mindestens bei 30 N/mm² (MPa). Planmäßige Untersuchungen dazu gibt es meines Wissens nicht und auch ich habe aus Zeitgründen niemals welche unternommen. Ich halte es jedoch für durchaus wahrscheinlich, dass man von etwa 50 N/mm² ausgehen sollte – das entspräche der „Sprengkraft“ gefrorenen Wassers bei – 5°C.
Selbstverständlich wachsen die beidseitigen Druckbelastungen durch Zwängung mit der dickenwuchsbedingten Vergrößerung der kleineren von beiden Druckflächen. Ein Pflanzentrieb mit 80 mm Durchmesser außerhalb der Zwängung, der rechtwinklig einen 5o mm tiefen Raum zwischen einem 4-Kant Profil 40 x 40 mm und einer Wand quert (Siehe Bild 5, Buchstabe A), weist zum Profil hin eine Druckfläche von ca. 75 mm Breite auf. Zu den Rändern links und rechts der Triebachse hin nimmt der Druck ab. Nur etwa auf der Hälfte dieser Fläche von 75 mm x 40 mm ist der maximal mögliche Druck zu erwarten. Das allein entspräche einer pflanzenverursachten Querkraft von bis zu 70 kN (35 mm x 40 mm x 50 N/mm²) zwischen Wand und Profil.
In einem solchen Fall ist die einzige Frage, wo welcher Schaden zuerst auftritt. Einer massiven Wand geschieht nichts. Hier gibt das Profil oder seine Befestigung nach. Handelt es sich um eine außenseitig nicht nennenswert druckbelastbare Fassade (z.B. VHF oder WDVS), wird diese zwangsläufig nachhaltig geschädigt (Risse oder Bruch – Undichtigkeit – Folgeschäden).
Durchwächst eine Pflanze eine Engstelle, die sich durch den Druck des Dickenwuchses nicht (ausreichend) erweitern lässt, toleriert sie ein gewisses Maß Einschnürung. Langfristig stirbt der zunehmend eingeschnürte Trieb jedoch ab. Das kann immer wieder an begrünten Lochblechen beobachtet werden. Z.B. mussten nach einigen Jahren am Parkhaus des Marien-Hospitals in Euskirchen alle Begrünungen mit Kletterpflanzen, die dickere Treibe entwickelten, wegen großflächigen Absterbens an groß gelochten Blechen entfernt werden.
Eine weitere Unsinnigkeit der Verwendung von Lochblechen, liegt in der Erschwernis von Pflege aufgrund der Unmöglichkeit hindurch zu greifen. Diese teilen Lochbleche mit engen Stahlgittern, die es unmöglich machen, Pflanzenteile zwischen Kletterhilfe und Fassade zu entfernen. Die Feldmaße von Kletterhilfen dürfen solche Arbeiten vor allem dann nicht behindern, wenn (wie vor Wänden) nur einseitig erreichbar sind. Aber auch bei beidseitiger Zugänglichkeit stören Feldweiten < 20 cm x 20 cm alle Schnitt- und Leitungsmaßnahmen erheblich.
Pflegemaßnahme zum Aspekt Zwängung – Beispiel 1
Immer wieder sieht man mit Kletterpflanzen bewachsene Dächer, die das in Einzelfällen (wie auch immer) angeblich vertragen…. Ich habe einmal ein Dach (maximal 5 Jahre nach dessen Sanierung) von Efeu (in der Altersform) befreit und dabei die nachfolgenden Fotos gemacht. Die dabei dokumentierten Zwängungen waren noch klein und daher großteils unerheblich. Durch die Beseitigung konnten spätere relevante Schäden unterbunden werden:
Fazit Beispiel 1 – Zwängung durch Kletterpflanzen
Pflanzen mit lichtfliehenden Trieben haben auf Dächern nichts zu suchen und sind durch rechtzeitigen Schnitt konsequent am Bewuchs derart sensibler Bauwerksbereiche zu hindern.
Pflegemaßnahme zur Verhinderung von Zwängung – Beispiel 2
Risikominderung an stark schlingender Kletterpflanze, die – wie in Beispiel 1 der Efeu – unter Dachziegel und hier hinter eine Giebelverkleidung wächst. (Vgl. Bild 5, Beschreibung A)
Eine eigene Kletterhilfe auf WDVS, bei der die Triebleitung einer stark schlingenden Wisteria zu Versuchszwecken über mehrere Jahre unterlassen wurde, benötigt vor Beginn der Herbststürme einen 2. Schnitt, um Sturmschäden im Bereich des Dachrandes zu unterbinden.
Die Pflanze ist inzwischen 32 Jahre alt, wurde aber bereits mehrfach durch Entfernung alter Triebe mit Durchmessern um 15 cm verjüngt. Aktuell sind keine Triebe dicker als 10 cm vorhanden.
Die gut etablierte Pflanze wird jährlich zwei- bis dreimal geschnitten, wobei (je nach zeitlichem Abstand) jedes Mal die Jungtriebe um bis zu 4 m gekürzt und gelegentlich stark verzweigte Altholzenden entfernt werden.
Teil 2
Verformung (gewendelte Auslenkung) von Einzelprofilen oder -seilen durch den Dickenwuchs vornehmlich schlingender Pflanzen (vgl. Bild 5, Beschreibung B)
Diese pflanzenverursachte Belastung betrifft in erster Linie aufstrebende (senkrechte) Kletterhilfen und hier aufgrund nicht gegebener Biegesteifigkeit insbesondere Seilkonstuktionen. Schlingpflanzen umwinden ausreichend dünne, senkrechte Bestandteile von Kletterhilfen spiralig. Die Winderichtung ist ein artspezifisches Merkmal, das weder für die Verwendungsmöglichkeiten noch die Pflege von Belang ist.
Theoretisch bildet der schlingende Trieb eine „Helix“, die auch Schraubenlinie, zylindrische Spirale oder Wendel genannt wird. Allerdings ist die Steigung ihrer Wendelung nicht konstant sondern variiert mit der Geschwindigkeit des Längenwachstums. Dieses wird von den jeweils aktuellen Umgebungsbedingungen der Pflanze, bzw. ihrer Vitalität bestimmt. Wenn es der Pflanze gut geht, entwickelt sie innerhalb einer Umlaufzeit ihres Triebes um die Längsachse größeren Längenzuwachs. Daraus resultiert ein großer Abstand, zwischen den Wendelungen (Gängen), bzw. ein großer Winkel zur Horizontale (steile Wendelung). Bei verlangsamtem Wachstum werden die Abstände kleiner und der Gang- oder Windewinkel (zur Horizontale) kleiner (flache Wendelung) Steht bzw. hängt das umwundene Profil oder Seil nicht senkrecht, beziehen sich Gangwinkelangaben auf die Wuchsrichtung des windenen Triebes und eine Grundlinie senkrecht zur Mittelachse der Kletterhilfe.
Die Umlaufzeit der Triebspitzen windender Pflanzen ist eine artspezifische Konstante und der Gangwinkel von verschiedenen Bedingungen vor Ort abhängig. Daraus ergibt sich unter Berücksichtigung des Querschnittes der Kletterhilfe die (Bogen-)Länge jedes Umlaufes, bzw. das damit erreichte Höhenwachstum. Hier möchte ich daran erinnern, dass runde Profile besser umwunden werden als eckige und dass diese auch für starkwüchsige Schlingpflanzen möglichst nicht dicker als 60 mm sein sollten. Je weniger ideal die Kletterhilfe orientiert (nicht senkrecht) und geformt (eckig) ist, desto wahrscheinlicher werden – vor allem bei sehr schnellem Wuchs – Störungen der Windung z.B. durch (Gegen-)Wind.
Der Gangwinkel eines Jungtriebes um die Kletterhilfe ist von Bedeutung für deren kommende dickenwuchsbedingte Belastung. Mit zunehmender Triebdicke werden die umwundenen Kletterhilfen (je nach Biegesteifigkeit) in eine mehr oder weniger ausgeprägt gespiegelte Wendelung gezungen, bzw. gedrückt. Kletterhilfen, die aus Holz gefertigt sind, halten dieser Biegebeanspruchung nur stand, wenn sie von vergleichsweise sehr dünntriebigen Schlingpflanzen bewachsen werden und nicht faulen. Nachträglicher Holzschutz ist nicht möglich. Ein Blauregen (Wisteria) kann mit seinen Trieben „gesundes“ Bauholz (Fichte/Tanne) etwa gleichen Querschittes „knacken“.
Die Auslenkung (seitliche Verformung, Biegung) gegenüber der geraden (kürzesten) Verbindung setzt ein Profil bzw. das Seil zwischen Fixpunkten je nach vorliegender Gesamtauslenkung, bzw. Dehnung unter Zugspannung. Bei Winde- bzw. Gangwinkeln zwischen ca. 40° und ca. 75° treten besonders große Biegungen bzw. Spannungszuwächse an den Kletterhilfen auf. Je flacher die Triebwendelung ausfällt, desto mehr heben sich zur Mitte der Wendelung gerichteten Druckkräfte eines dicker werdenden Triebes gegenseitig auf. Zu den Dimensionen, mit denen im Normalfall (Gangwinkel um 60°) zu rechnen ist, kann ich nur eine einzige pauschale und ungenaue Angabe machen: Die resultierende Spannung kann sehr hoch werden und übertrifft die Pflanzengewichte bei weitem, ggf. um ein Mehrfaches.
Daraus resultiert in der Praxis an zahlreichen Seilkonstruktionen, die als Kletterhilfen dienen, ein Versagen der Befestigung. Abstandhalter (und/oder Anker) sind dem drastisch erhöhten Querzug nicht gewachsen. Insbesondere wenn untere Befestigungen nach oben gebogen werden oder Seile unten aus ihren Terminals (Anschlüssen) gerissen werden, ist dies ein eindeutiges Anzeichen für zu hohe Seilspannung aufgrund Auslenkung. Bei sehr viel biegesteiferen Profilen (Stahl, GFK) gibt es diese Phänomene nur selten und in sehr viel kleinerem Umfang.
Meine eigenen Erfahrungen hinsichtlich zweckmäßiger Pflegemaßnahmen zur Schadenvermeidung an umschlungenen Kletterhilfen sind gering. Als Hersteller von Kletterhilfen aus GFK wende ich konstruktive Maßnahmen zur Schadensvermeidung an. Zuerst weigere ich mich, wo immer es geht, lineare Einzelprofile als Kletterhilfe anzubieten. Solche absolut minimierten Kletterhilfen sind prinzipiell untauglich für rankende Kletterpflanzen und Spreizklimmer, da sie diesen viel zu wenig Halt bieten. Von Schlingpflanzen werden sie zwar sehr gut und dauerhaft erklommen, bieten aber keine Möglichkeit, altes und junges Holz zu trennen und einzeln bedarfsgerecht zu schneiden. Immer umwinden junge Triebe die älteren, so dass für eine wirklich erfolgreiche Stukturierung des Bewuchses sehr häufige und vergleichsweise langwierige Pflegegänge notwendig wären. Solche sind nicht praxisüblich und überfordern auf Dauer häufig selbst engagierte Freizeit(fassaden)gärtner. Die Begrünungsergebnisse an solchen Minimalkonstruktionen stellen sich daher i.d.R. nach einigen Jahren immer wieder optisch abschreckend und auch tatsächlich mangelhaft dar.
Zur schadenvermeidenden Pflege von Schlingpflanzen muss zusätzlich berücksichtigt werden, dass deren Triebe nur sehr selten miteinander verwachsen. Es findet also i.d.R (und bestenfalls bei sehr alten Pflanzen in der Nähe des Wurzelhalses ein Austausch von Wasser und Nährstoffen (aus Boden oder Blättern) zwischen gegenseitig umschlungenen Trieben statt. Infolgedessen verkümmern Treibe, deren Dickenwuchs aufgrund Umwindung zu sehr behindert wird. Wirr wuchernde Schlingpfanzen erdrosseln sich auf diese Weise teilweise selbst. Das entstehende Totholz lässt sich nur schwer und vielfach nicht vollständig entfernen, ohne die komplette Pflanze bodennah abzuschneiden. Regelmäßige Totholzentfernung ist Bestandteil jeder Pflege bodengebundener Fassadenbegrünungen.
In diesem Zusammenhang möchte ich darauf hinweisen, dass fast alle bisher gezeigten Bilder relativ junge und/oder schlanke Pflanzen zeigen. Das nachfolgende Bild zeigt die Basis einer wirklich „mächtigen“ Kletterpflanze im zeitlichen Abstand von 26 Jahren. Die beiden Schwarzweissfotos sind meinem Beitrag zum Fachbuch „Fassaden- und Dachbegrünung“ M. Köhler, Ulmer Verlag, Stuttgart 1993 entnommen.
Die Anbieter seilbasierter Kletterhilfen empfehlen zur Lösung der vorstehend beschriebenen Schwierigkeiten das „Abwickeln und parallel zur Kletterhilfe aufbinden“ der jungen Triebe. Auch ich halte dies für eine gute Strategie aber sie ist leichter empfohlen als ausgeführt…. Insbesondere wenn die Kletterhilfe in geringem Wandabstand montiert ist und der günstige (frühe) Zeitpunkt versäumt wird, gelingt ihre Umsetzung (wenn überhaupt) nur mit viel Geduld und Sorgfalt. Prinzipiell ist das Verfahren machbar, solange das Holz noch ausreichend weich ist und steile Wendelung das Abwickeln begünstigt.
Wie in Bild 20 (links) zu sehen, wird eine Einzelaufleitung i.d.R. von mehreren Trieben bewachsen, die sich auch öfters gegenseitig überkreuzen. Man muss also alle Triebe zeitgleich von oben nach unten abwickeln. Manche, die nicht mehr benötigt werden, können sofort Stück für Stück abgeschnitten werden. Diejenigen, die (vorerst) erhalten werden sollen, rollt man praktischerweise von oben nach unten ordentlich zu einer handelbaren Rolle auf. Anderenfalls besteht mit wachsender Länge der haltlosen Triebe sehr große Bruchgefahr. Diese wächst mit Härte und Durchmesser des Triebes nach unten hin. Sicherheitshalber sollten also mehrere Triebe abgewickelt und aufgerollt werden, so dass im Falle eines Bruches immer noch Ersatz vorhanden ist. Mittels geeigneter Haken, können die jeweils nicht bearbeiteten Triebrollen an der Leiter oder am Arbeitskorb des Hubsteigers zwischengelagert werden.
Am frei gelegten Seil können anschließend durchaus zwei oder drei Triebe parallel aufgebunden werden. Das ist – vor allem beim Fehlen von Abrutschicherungen – oftmals einfacher als das dauerhafte Anbinden nur eines Triebes.
Die gesamte Arbeit kann wegen des ständigen „Ablagebedarfes“ von Kletterern nur schlecht ausgeführt werden. Bei seilbasierten Kletterhilfen sollte sie alljährlich durchgeführt werden.
Leider kann ich keine Fotos zu derartigen Arbeiten zeigen – ich habe bisher keine und es wird mir wohl auch in Zukunft zu umständlich sein, welche anzufertigen. Die Arbeit (die ich glücklicherweise an meinen Kletterhilfen nur selten ausführen muss) ist eine ziemliche Fummelei, zu der man eigentlich mehrere Arme und Hände bräuchte. Ich strebe daher an, sie so weit wie möglich überflüssig zu machen. Wie bereits dargelegt, bevorzuge ich mehrachsige, gitterartige Kletterhilfen, an denen mehrere Triebe der selben Pflanze unabhängig voneinander und ohne sich zu kreuzen wachsen können. Statt Seilen, setze ich Rohr- und Stabprofile aus GFK ein. Dünne Senkrechtprofile ohne eigene Wandanbindung innerhalb solcher Kletterhilfen werden von zahlreichen Horizontalprofilen getragen. Falls diese ein wenig verformt werden, ist dies nicht relevant. Die mit ausreichendem Abstand wandfixierten Senkrechtprofile werden möglichst schlank aber biegesteif (dickwandiges Rundrohr) ausgeführt. Für die „echten Starkschlinger“ (Wisteria sinensis und W. floribunda) werden bevorzugt alle senkrechten Achsen verstärkt ausgeführt und an der Wand befestigt. Grundsätzlich wird der zum Bewuchs vorgesehenen Bereich der Kletterhilfen hoch über dem Boden montiert. So kann im Rahmen der Anwuchspflege in relativ kleiner Arbeitshöhe nachhaltige Vorsorge für die künftige Pflegeleichtigkeit der Konstruktionen getroffen werden. Der Austrieb wird spätestens ein Jahr nach Pflanzung abgewickelt und erheblich viel tiefer so aufgebunden, dass die Triebe zwischen Boden und Kletterhilfe großzügige s-förmige und/oder spiralige Bögen bilden. Der Triebverlauf unterhalb der Kletterhilfe kann nicht kurvig genug sein! Der größte Dickenwuchs der Kletterpflanzen findet direkt oberhalb des Wurzelhalses statt. Hier konzentrieren sich gleichzeitg die (Leit-)Triebe der gesamten Begrünung und damit auch die Bildung von Spannungen. Indem man diese „Stämme“ durch Umlenkung zu (weichen) Federn erzieht, werden die Kletterhilfen dauerhaft von wesentlichen Zugspannungen entlastet. Diese Kombination aus konstuktiver und pflegerischer Vorsorge mindert die Schadenspotenziale wüchsiger Schlingpflanzen ganz erheblich.
Zur Herstellung der federnden Zuführung der Kletterpflanzen in hoch hängende (oder stehende) Kletterhilfen, eignen sich locker hängende (möglichst verrotende) Schnüre, die an der Kletterhilfe und an einem Pflock im Boden befestigt werden. Möglichst zu Ende der ersten Vegetationperiode, wenn die Pflanzen ein Stück weit in die Kletterhilfen eingewachsen sind, müssten die oben beschriebenen Arbeiten ausgeführt werden. Dabei sollten untere Verzweigungen der Leittriebe möglichst unterhalb der Kletterhilfen zu hängen kommen, so für deren unteren Bereich auch Vorsorge gegenüber dem letzten Belastungsfall, den ich gleich darstellen werde, getroffen wird.
Teil 3
Pflanzenverursachten Deformation gemäß Bild 5, Beschreibung C.
Pflegemaßnahme zur Schadensvermeidung Beispiel 3
Diese dickenwuchsbedingte Belastung ist aufgrund der Hebelwirkungen und der beiderseitigen Fixierung der Triebe besonders kritisch. Keine mir bekannte pflanzengerechte und marktgängige Kletterhilfe widersteht diesen Querbelastungen ohne Verformung. I.d.R. entspricht diese exakt der (zunehmenden) Dicke des quer wachsenden Triebes.
Auch für diesen Fall pflanzenverursachter Zusatzlasten auf Kletterhilfen und deren Befestigungen kann ich keine konkreten Werte nennen. Wahrscheinlich sind die von mir für die potenzielle Druckkraft angeführten ca. 50 N/mm² eine durchaus taugliche Grundlage, aber eine allgemeine Vorhersage, auf welche Flächen diese tatsächlich schadensträchtig einwirkt, wäre reine Spekulation.
Ich habe vor vielen Jahren einmal eine von Pflanzen deformierte Kletterhilfe nachgebaut und an diesem Nachbau (mittels Federwaage) gemessen welche Kraft zur Verformung des Originals notwendig war. In diesem Fall hat ein ca. 40 mm dicker Quertrieb auf einen 9 mm dicken GFK-Stab eine 40 kg entsprechende Querkraft ausgeübt. 4 cm Triebdicke sind aber (wie etliche meiner Bilder beweisen) nicht gerade viel ….
Gegenmaßnahmen sind im Rahmen der Pflege möglich und durchaus erfolgversprechend. Die einfachste Möglichkeit liegt in der (vollständigen) Entfernung kritischer Triebe. Darunter leidet jedoch (insbesondere bei sehr lichten Konstruktionen) die Flächendeckung des Bewuchses. Mitunter sind Triebe, die horizontal oder schräg aufwärts von einem zum anderen Vertikalprofil (bzw. –seil) wechseln, unverzichtbar für eine gleichmäßig dichte Begrünung.
Soll ein kritischer Quertrieb erhalten werden, muss bleibende „Entspannung“ geschaffen werden. Dazu muss dieser Trieb so aus der Kletterhilfe heraus gelöst werden, dass er mindestens an einem der beiden Fixpunkte ausreichend Spiel für weiteren Dickenwuchs erhält. Dies bedeutet i.d.R. Abwickeln – wie in Teil 2 beschrieben – bis unterhalb des äußeren Fixpunktes. Danach kann er in einem dauerhaft ausreichend weiten Bogen wieder an das Parallelprofil (-seil) herangeführt und dort befestigt werden.
Bei meiner hier gezeigten Pflegemaßnahmen zur Schadensvermeidung bin ich allerdings einen anderen Weg gegangen. Wie schon beschrieben unterhalte ich bewusst (in einem gerade noch tolerierbarem Rahmen) fehlerhaft angelegte und/oder vernachlässigte Fassadenbegrünungen. Daran habe ich einen Großteil meiner Erfahrungen gesammelt und lerne daran weiter hinzu.
Die betroffene Kletterhilfe ist stellenweise zu weit an den Boden herangeführt und die kritischen Triebe sind sehr lang, da sie ihrem weiteren Verlauf eine horizontale Verbindung zwischen Haus und Nachbarbebauung schaffen. (Siehe Bild 16.) Daran konzentriert sich im Frühjahr die eindrucksvolle Blüte. Ich möchte diese („verzogenen“) Leittriebe daher trotz absehbarer Schwierigkeiten noch einige Jahre erhalten.
Die hier gefundene (an allen gitterartigen Kletterhilfen praktikable) Lösung sieht folgendermaßen aus: Durch Herausnahme von Querprofilen wurde die innere Fixierung der Quertriebe aufgehoben, so dass eine Entspannung eintrat. Das elastische GfK-Material der Kletterhilfe hat sich daraufhin in die Ursprungslage zurück gestellt. Mit dieser Maßnahme sind an dieser Stelle vorerst die größeren Deformationen und Risiken von Undichtigkeiten des Putzes behoben. Langfristig müssen jedoch die dickeren, unter Spannung stehenden Triebe (in zeitlichem Abstand) heraus genommen und nachwachsende Triebe mit größeren „Federwegen“ zwischen Boden und Kletterhilfe zur Füllung der Lücken planmäßig herangezogen werden.
Teil 4
Was tun gegen Pflegedefizite?
Den bisherigen Einblick in die Pflege als unverzichtbaren Beitrag zur Qualitätssicherung von Fassadenbegrünungen mit (kletternden) Gehölzen möchte ich um Anregungen zur vermehrten Anwendung und Verbesserung solcher Fassadenbegrünungen ergänzen.
Auch wenn zunehmend aufwendige energiesparende oder sogar energiegewinnende Fassaden die Möglichkeiten zur Begrünungen einschränken und/oder etwas aufwendigere technische Voraussetzungen (Kletterhilfen, Bewässerung) erforderlich machen, sind bodengebundene Begrünungen zweckmäßig und weisen ein sehr günstiges Kosten-Nutzen-Verhältnis auf. Das gilt auch hinsichtlich des angeblich „immensen“ Pflegaufwandes. Tatsächlich sind jährliche Pflegekosten sehr überschaubar. Sie erreichen pro m² nur in Ausnahmefällen z.B. die entsprechenden Reinigungskosten von Glasflächen und sind mitunter geringer als die von horizontalen Grünflächen.
Insbesondere bei regelmäßig, umsichtig und vorausschauend durchgeführten Schnitt- und Leitungsmaßnahmen reduziert sich der wiederkehrende Arbeitsaufwand direkt an der Begrünung ganz erheblich. Dies vergrößert allerdings ein Missverhältnis, das insbesondere innerstädtische Begrünungen an oder im öffentlichen (Straßen-)Raum betrifft. Hier ist jeder Pflegegang – selbst wenn er innerhalb einer sehr kurzen Zeit (z.B. zwei Arbeitsstunden) durchgeführt wird – mit erheblichen „Nebenkosten“ bzw. Zeitbedarf verbunden. Die wichtigsten Posten darunter sind:
- Beantragung von Absperrungen der Zufahrtflächen (Straße/Parkflächen) und des Arbeitsbereiches (Straßenrand/Gehweg)
- Durchführung (Auf- und Abbau) der erforderlichen Absperrungen (Baustellensicherung)
- Mehrkosten für Kurzzeitmiete von benötigtem und üblicherweise nicht vorhandenem Gerät (z.B. Hubsteiger) sowie dessen Abholung und Rückgabe (Fahrer/Führerschein?)
- Entsorgung des (voluminösen) Schnittgutes (Grünabfall, das nicht in die Biotonne passt).
Wegen solcher Posten können vielfach einzelne Hausbesitzer ihre Fassadenbegrünung (selbst in Eigenleistung) niemals wirklich kostengünstig pflegen. Insbesondere die Arbeitsvorbereitung kostet sie (häufig viel) mehr als die meist kurze Arbeit selbst.
Die Stadt Paris hat erkannt, dass dieses Missverhältnis denjenigen, die mit begrünten Fassaden zum Wohl der Stadt beitragen, nicht zumutbar ist. Sie übernimmt daher (auf Antrag) die Pflege geeigneter (bestimmte Voraussetzungen erfüllender) Begrünungen (mit Selbstklimmern) und erledigt diese sozusagen im Vorbeifahren mit Personal und Gerät, das zur Pflege der Stadtbäume ohnehin vorgehalten wird.
Das ist für deutsche Großstädte wohl (noch) kein tragfähiges Konzept. Der Ansatz „Unterstützung bei der Existenzsicherung von Begrünungen“ erscheint mir jedoch sehr erfolgversprechend. Er kann genutzt werden, um
- Pflege (durch Kontrolle) sicher zu stellen und
- zahlreiche Besitzer begrünter Immobilen sehr wirksam organisatorisch und finanziell zu entlasten.
Ein trotz guter (technischer) Voraussetzungen derart mangelhafter Zustand ist einzig und allein auf Gleichgültigkeit – wenn nicht gar Unmut- der verantwortlichen Landschaftsarchitekten und/oder der Bauherren zurück zu führen. Die Kletterhilfen sind in diesem konkreten Fall (u.a. aus Kostengründen) in Absprache mit den Landschaftsarchitekten für schlingenden, ausdauernden Bewuchs von 8 m bis 12 m Wuchshöhe ausgelegt worden. Das wurde bei der Bepflanzung schlichtweg ignoriert- keine der vorhandenen Pflanzen entspricht dieser Vereinbarung. Vor Knöterich (höher als 12 m, wuchernd) habe ich ausdrücklich gewarnt. Die häufige Pflanzung von Winterjasmin (Jasminum nudiflorum – eher für hängende Verwendung geeignet) stellt den Gipfel der Unfähigkeit oder Unwilligkeit dar. Diese Kletterpflanze kann die vorhandenen Kletterhilfen nicht erklimmen und da drängt sich der Verdacht auf, dass sie genau deswegen gepflanzt wurde. So spart man sich die Notwendigkeit von Pflege ….
Immerhin wurde in diesem Fall bepflanzt. Mitunter verzichten Bauherren nach der Bauabnahme eines laut Baugenehmigung zu begrünenden Gebäudes auch völlig darauf (u.a. Kaufland, Backnang).
Aber nicht nur private und gewerbliche Bauherren sind pflegeunwillig oder –unfähig. Auch die öffentliche Hand lässt ihre begrünten Fassaden gerne so lange verwahrlosen, bis eine Sanierung nur noch durch radikales Entfernen des Bewuchses möglich ist.
Diese und ähnliche, traurige Bilder zeigen, dass es vielfach nicht ausreicht, Fassadenbegrünungen anzulegen, bzw. ihre Anlage vorzuschreiben oder – oft erfolglos – durch Förderung zu initiieren. Man muss auch den aktuellen und künftigen Bestand kontrollieren und in angemessener Qualität erhalten.
Als Datengrundlage böten sich dafür die ohnehin meist vorhandenen oder im Aufbau befindlichen kommunalen Baumkataster an. Diese ließen sich ohne nennenswerten Mehraufwand um Klettergehölze erweitern und könnten damit primär zum praktischen Hilfsmittel für die Kontrolle amtlich vorgeschriebener und/oder geförderter Fassadenbegrünungen werden. Entspricht die Ausführung, bzw. der Erhaltungszustand nicht ausreichend den gestellten Anforderungen, sollten Sanktionen (Konventionalstrafe, Rückzahlung von Fördermitteln) erfolgen.
Ein „Gehölzkataster“ wäre jedoch noch sehr viel konstruktiver nutzbar: Die finanzielle Förderung der Anlage von bodengebundenen Fassadenbegrünungen erweist sich in der Praxis vielerorts als Flop. Nicht der Preis, den die Anlage einer Fassadenbegrünung hat, sondern der allseits gefürchtete (und i.d.R. maßlos überschätzte) Pflegebedarf in Verbindung mit seinem bisher unvermeidlichen Aufwand drum herum hält die überwältigende Mehrheit der Immobilienbesitzer von Fassadenbegrünungen mit Kletterpflanzen ab. Selbst hohe Bezuschussungen für die Erstellung einer Fassadenbegrünung interessieren i.d.R. nur erschreckend wenige Immobilienbesitzer.
Ein Förderprogramm, das die regelmäßige fachgerechte Pflege von Fassadenbegrüngen unterstützt, wäre m.E. erheblich erfolgreicher als jede einmalige Bezuschussung. Auf der Basis eines erweiterten Baumkatasters könnten die Kommunen sehr preiswert und zweckmäßig durch rein organisatorische Maßnahmen wie z.B. ‚antragslose Einrichtung temporärer Parkverbote und Gehwegabsperrungen‘ vor begrünten Fassaden sowie spezielle Grünabfuhren an amtlich festgelegten „Pflegetagen“ wirkungsvoll den Erhalt von Fassadenbegrünungen unterstützen.
Weiter gedacht, könnte mittels solcher Hilfen und zusätzlich gebündelter Ausschreibung der Pflege einer gewissen Anzahl Fassadenbegrünungen (nach Straße, Viertel o.ä.) auch für diese Arbeiten Wirtschaftlichkeit erreicht werden. Das Verhältnis zwischen den Vorbereitungen und den eigentlichen Arbeiten fiele erheblich günstiger aus. Eine solche Förderung würde – einmal etabliert – vergleichsweise sehr wenig kosten, brächte jedoch hohe quantitative und qualitative Zuwächse bei begrünten Fassaden verbunden mit einer beachtenswerten, alljährlichen und nicht nur finanziellen Entlastung ihrer Besitzer. Das gälte selbst dann, wenn diese anteilig 100 % der Kosten und evtl. sogar eine Bearbeitungsgebühr zahlen müssten. Allerdings rechtfertigt der allgemeine Nutzen von Fassadenbegrünungen durchaus, dass Kommunen deren Pflege kostenlos organisatorisch unterstützen und sich obendrein spürbar an den Pflegekosten beteiligen.
Es steht außer Frage, dass die Stadt der Zukunft jede verfügbare Grünfläche benötigt. Sie kann auf sachgerecht begrünte Fassaden nicht verzichten. Deshalb müssen bereits jetzt bessere Wege für den nachhaltigen Erhalt von (besseren) Fassadenbegrünungen entwickelt werden. Planmäßig (zielorientiert), regelmäßig und kompetent durchgeführte Pflege ist dafür unverzichtbar.
Diese Feststellung sollte auch bei den Ausbildungsstätten und Hochschulen gehört werden. Sie sind gefordert, die aktuell bestehenden (sehr großen) Kompetenzdefizite in Theorie und Praxis schnellstmöglich abzustellen.
Ich danke für Ihr Interesse.