Lastannahmen für Fassadenbegrünungen mit Kletterpflanzen (allgemein)

Zur Realisierung erfolgreicher Fassadenbegrünungen, die ihre gewünschten Funktionen zuverlässig erfüllen, gehören nicht nur Kletterhilfen mit guter Eignung für den jeweiligen Fassadenbewuchs, sondern auch deren angemessene Dimensionierung. Fassadenbegrünungen stellen Zusatzlasten für die Gebäude dar. Obwohl diese i.d.R. (aufgrund relativer Geringfügigkeit) keinen beachtenswerten Einfluss auf die Standfestigkeit eines Bauwerkes haben, ergibt sich eine Notwendigkeit zur Beachtung dieser Lasten daraus, dass jede Fassadenbegrünung sicher vor der Fassade – und diese an der Außenwand – hängen soll. Insbesondere moderne Außenwandbauweisen (Fassadensysteme) zwingen zur Prüfung der Befestigung von Fassadenbegrünungen, egal, ob diese flächig durch natürliche Haftorgane oder punktuell mit Befestigungelementen für Kletterhilfen bzw. Stützkonstruktionen erfolgt.

Die meist aus Stahldrähten, Drahtseil oder GFK-Profilen bestehenden Klettergerüste (oder Seilkonstruktionen) sind i.d.R. mehr als ausreichend belastbar. Damit reduziert sich die Dimensionierungsfrage auf die ausreichende Belastbarkeit ihrer Wandbefestigung. Dafür benötigt der Planer möglichst konkrete Lastannahmen.
Im Hause Polygrün befassen wir uns seit über 30 Jahren mit diesem Aspekt der Fassadenbegünung.

Maximallasten von Fassadenbegrünungen

Anfangs ausgehend von notweniger Dimensionierung gemäß „halbwegs wahrscheinlicher Maximalbelastungen“ haben wir zuerst unser Augenmerk auf  die Ermittlung maximaler Gewichte, die von Kletterpflanzen voraussichtlich erreicht werden können, gerichtet. Maßstab hierfür waren vitales und ungehindertes natürliches Wachstum und  im hiesigen Klima und die hierzulande üblichen Witterungeinflüsse. Auf Basis eigener Versuche und der leider einzigen wissenschaftlichen Arbeit (C. Althaus) zu diesem Thema entstand ein Rechenmodell zur überschlägigen Ermittlung des maximalen Gewichtes von Kletterpflanzen. Weiterführende Informationen hierzu finden sie unter „Maximallasten„.

Die “Richtlinie zur Planung, Ausführung und Pflege von Fassadenbegrünungen mit Kletterpflanzen”, Ausgabe 2000 (FLL e.V., Bonn) enthält Hinweise zu solchen Lastannahmen für den Fassadenbewuchs mit Kletterpflanzen. Wie Sie dem voranstehendem Link entnehmen können, sehe ich diesen Ansatz inzwischen als unzweckmäßig an. Trotzdem bleiben die seinerzeit ermittelten Maximallasten relevant. Auf ihnen fußen die neuen – jetzt praxisrelevanten – Gewichtsangaben für Fassadenbegrünungen mit kontrolliertem Pflanzenwachstum.

Lastklassen zur vereinfachten Dimensionierung von Fassadenbegrünungen

Die neu bearbeiteten „Fassadenbegrünungsrichtlinien – Richtlinien für Planung, Bau und Instandhaltung von Fassadenbegrünungen“, Ausgabe 2018 (FLL e.V. , Bonn) setzen kompetente und regelmäßige Pflege aller Fassadenbegrünungen – also auch periodisch durchzuführende  Maßnahmen zu Leitung, Schnitt und Totholzentfernung an Kletterpflanzen voraus. Diese Arbeiten, die bisher in der Praxis leider häufig unzulänglich (oder gar nicht) ausgeführt werden, sind zur Qualitätssicherung und für den Brandschutz von Fassadenbegrünungen unentbehrlich. Aus ihrer Durchführung ergeben sich darüber hinaus nicht nur reduzierte Lasten, sondern auch eine bessere Vergleichbarkeit von Arten mit ähnlichen Wuchsmerkmalen.

Erläuterung und Übersicht der Lastklassen